Wenn Männer grillen

Es ist und bleibt ein Geheimnis, weshalb sich das Gerücht hält, dass Grillen für Männer etwas Animalisches habe, etwas, das Frauen nur ansatzweise nachvollziehen könnten. Die Männer scharen sich ums Feuer, erzählen sich wilde Geschichten über die Jagd des Tieres, das da in ihrer Mitte über den Flammen brutzelt und stoßen mit Bier darauf an.

Mir hat sich das ehrlich gesagt nie ganz erschlossen, wenngleich ich trotzdem eine gewisse Freude nicht verstecken kann, wenn die Kohlen anfangen zu knistern und das erste Stück Bratfleisch das heiße Grilleisen berührt. Sobald dann der Duft des knusprig-Marinierten durch die Straße weht, dann fühlt man den Sommer.

So oder so ähnlich hätte es damals bei dieser einen Begebenheit vielleicht auch sein sollen, aber: zu viele Köche verderben den Brei und zu viele Männer verderben das Grillen. So auch im Spätsommer des Jahres 2004, als ich zu einer großen Familienfeier eingeladen war. Es waren viele Leute da und so wurden nur wuchtige Töpfe, Pfannen und Schüsseln gebraucht und sackweise Essen angefahren. An diesem einen Abend, das Mittagessen war bereits vorbei und bald würden die ersten wieder hungrig werden, hatte man sich überlegt, dass Grillen doch ganz hübsch wäre.

Aber was tun, wenn ein normaler Grill bei Weitem nicht ausreicht und kein professioneller Schwenkgrill zur Hand ist? Man baut sich einfach selbst einen! Dazu hatte ein findiges Familienoberhaupt ein gelöchertes, rundes Wellblech aufgetrieben, das mit Randstücken und oben abgeschnitten nun in ein Metallgestell gehängt wurde. Glücklicherweise habe ich damals Fotos gemacht.

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Die in dem Blech in diesem Moment vorhandene Kohle entspricht einem vollen Sack. Da die einhellige Meinung war, diese Menge würde keinesfalls ausreichen, entschied man sich, kurzerhand einen weiteren Sack Kohle darauf zu kippen, sobald das Feuer stark genug war. Gesagt, getan, die Kohlemenge wurde verdoppelt.

Ich muss dazu sagen, dass ich als Zuschauer das Ganze gelassen verfolgte, denn die Herren sahen sich sicher aus in dem, was sie da taten. Da sie alle Französisch sprachen und ich das nicht gut genug kann, verstand ich so gut wie nichts. Bis eine Freundin, die das Treiben ebenfalls neugierig verfolgte (und die fließend Französisch spricht) mir ins Ohr raunte, dass die beiden offenbar keine Ahnung von dem hatten, was sie da veranstalteten. Ich machte vorsichtshalber einen großen Schritt zurück.

Grill3

Und das war auch gut so. Denn nach einer Weile begann, durch die vielen Löcher im Rohr gut angefeuert, die gesamte Kohle zu glühen. Ich glaube, ich habe in meinem Leben nie wieder an einem so unglaublich heißen Ort gestanden. Die Kohle glühte so stark, dass die nun auch schon für Nichtsprachler etwas unsicher aussehenden Grillmeister den Hochofen gerne von der Hauswand weg getragen hätten, aber dafür war das gesamte Gestell viel zu überhitzt. Sicherheitshalber entfernte man aber eine hölzerne Fensterlade, die womöglich sonst in Flammen aufgegangen wäre. Es blieb zu hoffen, dass die Hauswand keinen Schaden nehmen würde.

So war das Höllenfeuer also irgendwann auf ein Vielfaches der benötigten Betriebstemperatur aufgeheizt und die ersten Fragen nach leckerem Grillgut wurden laut. Man legte also ein Stück gelöcherte Metallplatte auf den Grill und begann, die noch tiefgefrorenen Fleischstücke darauf zu platzieren.

Grill2

Alle Styropor- und Plastikverpackungen im Umkreis von 30 Zentimetern schmolzen innerhalb von Sekunden. Wie auf dem Foto schön zu sehen ist, geschahen außerdem zwei Dinge, mit denen niemand gerechnet hatte: Erstens löste sich das, womit die Platte lackiert war, von dem Metall, verbrannte und wurde schwarz. Einige dieser chemischen Zusätze brannten sich in das Grillgut ein – das war der Moment, indem ich beschloss, davon kein einziges zu essen. Zweitens wölbte sich die Platte wegen der massiven Hitze an beiden Enden nach oben. Wenn man nun ein gefrorenes Würstchen auf die eine Seite legte, rollte es einmal hin und her und war dann mehr oder weniger gar.

Das machte das Grillen auch schwierig, denn innerhalb kürzester Zeit verbrannten Würstchen und Spieße, so dass alle Mann nun eilig mit Drehen und Wenden beschäftigt waren. Es wurden Brötchen und Baguettes, Schüsseln, Platten und Teller gereicht, auf denen die etwas angesengten Fleischdelikatessen platziert und von den übrigen Partygästen freudig in Empfang genommen wurden.

Ich derweil begnügte mich mit einer weniger gesundheitsgefährdenden Portion Kartoffelsalat nach Uromas Rezept.

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