Das kann doch alles gar nicht wahr sein. Zwei Mal schon träumte ich in der Vergangenheit von Bürokratie. Immerhin gibt es auch Positives zu berichten.
Der Ausflug
Im ersten Traum wollten wir mit ein paar Freunden einen Ausflug machen. Ich hatte die zweifelhafte Ehre, der Organisator der Veranstaltung zu sein und war gerade dabei, die Gültigkeit unserer (Bahn?)-Tickets an einem Schalter zu erfragen. Ich müsse allen Reisenden eine schriftliche Bestätigung darüber aushändigen, dass die Fahrt genehmigt und im Zeitplan sei, hieß es. Soweit, so schwierig. Nun wussten wir vorher leider nicht genau, wohin wir fahren würden und außerdem würden die Teilnehmenden von verschiedenen Orten aus anreisen.
Kein Problem, hieß es. In dem Falle solle einfach jeder eine „Zustandsbeschreibung“ zu sich selbst anfertigen. Was das sei, fragte ich. Der Schaltermitarbeiter schaute verwundert, als müsste ich selbstverständlich wissen, wovon er sprach. „Ist doch klar. In dieser Bescheinigung weist der Reisende aus, dass er sich in einem fahrbereiten Zustand befindet.“ – Da wachte ich auf. Zusammen mit der Frage, ob solch eine bescheuerte Situation womöglich irgendwo und -wann auf der Welt einmal stattfinden könnte oder bereits stattgefunden hat.
Die Zahlkarte
Der zweite Traum handelte eher von veralteten Zahlungsmethoden. Ich arbeitete bei einem früheren Arbeitgeber und besprach eine Aufgabe mit einer Mitarbeiterin. Sie war bei uns nur für einen Nebenjob angestellt und nicht ganz mit den Arbeitsabläufen vertraut.
Für eine Veranstaltung benötigte die Kollegin unsere Firmenkreditkarte. Ich händigte sie ihr aus, nannte den Pin-Code und erwartete, dass sie ihn sich merkte. Stattdessen zückte sie einen wasserfesten Stift und notierte die Zahlenkombination direkt auf der Kreditkarte. Das ist auch in der wirklichen Welt der denkbar schlechteste Ort. Da es aber zu spät war, dachte ich nur: „Okay, wir werden eine neue bestellen müssen.“ – Da wachte ich auf. Zusammen mit der Frage, wie ich mir meine Codes merke und der leisen Hoffnung, dass das irgendwann nicht mehr nötig sein wird.
Bürokratie = Verwaltungsherrschaft
Wörtlich übersetzt bedeutet Bürokratie so etwas wie die „Herrschaft der Verwaltung“ oder „Herrschaft des Büros“. Bürokratie war bei ihrer Erfindung – man stelle sich vor! – nicht dazu gedacht, Menschen das Leben schwer zu machen. Stattdessen sollten Prozesse vereinfacht werden. Ich wiederhole: Es war der Plan, Prozesse zu vereinfachen.
Standardisierungen helfen, wiederkehrende Vorgänge zu erfassen und ablaufen zu lassen. Ursprünglicher Treiber der Erfindung der Bürokratie war wie so oft der Wunsch, mehr Geld einzunehmen. Amüsant, dass heutzutage mitunter das Gegenteil der Fall ist.
Neulich habe ich einen neuen Personalausweis beantragt. Wenn man das Idealbild bürokratisch organisierter Vorgänge sehen will, reicht das völlig. Zumindest in der Bonner Stadtverwaltung wird einem hier alles geboten: Lange Schlangen, Nummernkärtchen, fensterlose Wartezimmer, stickige Luft und missmutige Kundschaft.
Dennoch! Dank der standardisierten Abläufe war die Neubeantragung bei der Mitarbeiterin einfach. Man stelle sich vor, diese Abläufe gäbe es nicht. Hätte sie den Ausweis selbst geschrieben und laminiert?