Lieblingslebensorte

Neulich beim Essen: „Nehmen wir an, Geld spielte keine Rolle – wo würdest du am liebsten leben?“ Schwierig.

Mein erster Impuls war, mit Gegenfragen zu antworten, um die Grenzen auszuloten, nämlich: „Wie viel Zeit bleibt mir für die Entscheidung? Und habe ich fürs Auskundschaften möglicher Lebensorte ebenfalls unbegrenzte Mittel zur Verfügung?“ Ich erntete Augenrollen. Dabei kenne ich doch so viele Orte noch gar nicht, zum Beispiel Australien, Neuseeland, Skandinavien, Südafrika… es wäre leichter, die Orte aufzuzählen, die ich kenne, als die, die ich für eine gut abgewogene Antwort auf die Frage erst noch besuchen müsste. Denn ohne einen Ort mindestens einmal erlebt zu haben, würde ich mich nicht dazu entscheiden, dort zu leben.

Nein, ich müsse mich schon jetzt entscheiden, hieß es, eine blöde Einschränkung, es macht die Auswahl aber auch einfacher. Warm sollte es sein, aber nicht zu heiß. Teneriffa mochte ich ganz gerne, allerdings war ich bisher nur im Winter dort, und auch wenn Weihnachtsgeschenke in Palmen lustig aussehen, ist es da im Sommer bestimmt brütend heiß. Andererseits, wenn es keine Wohnung direkt am Meer sein soll, ließe sich in den höheren Gebieten sicher ein Örtchen mit besseren Temperaturen finden (der höchste Berg der Insel ist 3700 Meter hoch und da oben ist es ziemlich frisch). Aber ob sie da noch Supermärkte haben…

Vielleicht doch lieber in den gemäßigteren Norden, Dänemark war ganz hübsch, stellenweise geradezu urwaldig, wobei das vergleichsweise trockene Teneriffa diese Kunst auch beherrscht. In Dänemark waren die Leute irgendwie entspannt, es gab insgesamt gesehen auch wenig von ihnen, das könnte ein Grund sein.

Andere Idee, weil das Finanzielle ja keine Rolle spielt: Ich baue mir einen Palast irgendwo in Las Vegas oder besser noch, an der Côte d‘Azur, und hinterlege für die laufenden Kosten so viel Geld, dass ich das Gelände nie wieder verlassen muss. Mehrere Pools, Sportanlagen, Kinosaal, verschiedene Küchen und drölfzig Angestellte, die den Laden am Laufen halten. Eventuell haben Superreiche ähnliche Gedankengänge, nur dass sie diese absurden Ideen am Ende wahrmachen können. Gruselig.

Nein, ich bin mit all den Antworten nicht zufrieden. Warum in die Ferne schweifen? Eine ruhige, helle Wohnung wäre schon was. Supermärkte, Cafés, Ärzte und ÖPNV gut erreichbar, einfach eine tolle Infrastruktur. Meine aktuelle Wohnung hat das schon fast alles.

Mir wäre zuerst eine bessere Gesundheit wichtiger. Aber das war ja leider nicht die Frage, und nach all diesem „stream of consciousness“ hatte der Fragesteller sich auch längst wieder seinen Nudeln zugewandt. Naja, es war ja nur ein Gedankenspiel.

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