Unter „Was machst du eigentlich den ganzen Tag“, kurz #wmdedgt, versammeln sich die Tagebuchbloggenden an jedem 5. eines Monats und berichten vom Tag. Initiiert wurde das von Frau Brüllen.
Der Wecker klingelt heute nicht radiodudelnd oder vogelzwitschernd, sondern meine kluge Uhr tippt mich stumm am Handgelenk wach. Sie fängt damit ganz zart an, aber wenn ich nicht reagiere, wird sie immer penetranter. Das ist ein gemütliches Aufwachen und diese Weckmethode hat den Vorteil, dass nur man selbst aufwacht und andere Menschen ungestört weiter schlafen können. Ich brauche trotzdem einmal Snoozen, bis ich zum Aufstehen bereit bin.
Zum Frühstück gibt es Walnussbrot, eines meiner Favoriten. Es sind ganze Walnüsse darin verbacken, die auf der Kruste sind manchmal leicht angebrannt und dann schmeckt die Marmeladenstulle plötzlich überraschend bitter. Klingt komisch, ist es auch, ich finde es klasse.
Der Morgen plätschert so dahin. Alle Welt scheint noch in den Weihnachtsferien zu stecken, es gibt keine E-Mails, keine Anrufe, keine Nachfragen, nichts. Also, fast. Ich widme mich langen Texten, die etwas Konzentration brauchen. Im Homeoffice ist es kühl, ich trage einen unglaublich flauschigen, blauen Pulli und sehe aus wie das Krümelmonster.
Zwischendurch ruft die Physiotherapie an und wir vereinbaren neue Termine. Man kann mit denen wohl auch auf WhatsApp schreiben – tolles Angebot, dass sie in einem Messenger vertreten sind (wenn’s auch der falsche ist). Aber sechs Termine ausmachen? Das stelle ich mir doch sehr aufwändig vor, denn für jeden Termin läuft das telefonisch in etwa so ab:
„Als nächstes hätten wir Montag, um 13 Uhr?“
„Da geht es bei mir erst ab 14:30 Uhr.“
„Gut, ich hätte da wieder was um 15:20 Uhr.“
„Das passt.“
„Okay, trage ich ein…“
„15:20 Uhr ist dann der Beginn der Wärmebehandlung, richtig?“
„Ja, genau. Wollen Sie in der Woche einen zweiten Termin?“
„Ja, gerne.“
„Gut, dann hätten wir…“
Und so weiter. Das wäre per Textnachrichten dermaßen fummelig, dass ich gerade hoffe, dass man in WhatsApp nur eine Rückrufbitte abgeben kann. Wie dem auch sei: Bis Ende Februar stehen die Physio-Termine jetzt fest.
Wenn man keine Steuererklärung abgibt, schätzt das Finanzamt diese einfach eines Tages – ich habe das mal für euch getestet. Darum suchte ich vor einigen Monaten für mehrere Jahre rückwirkend alle Papiere zusammen. Heute fällt mir ein: Mit dem Jahreswechsel könnte ich die 2023-Unterlagen schon einmal vorbereiten, soweit sie schon vorliegen, zur Abwechslung mal ganz vorbildlich. Einige offizielle Blätter trudeln ja immer erst später ein, aber dann wäre ich zu dem Zeitpunkt sofort mit allem fertig – das klingt verlockend.
Nicht verlockend ist die Arbeit. Ich habe einfach keine Lust, aber wofür sind Überstunden denn da? Ich starte das Wochenende also schon zum Mittag. Los geht’s mit ein bisschen Wäsche und der Spülmaschine. Beim Essen frage ich mich: Wenn ich auf eines der beiden Geräte verzichten müsste, welches würde ich wählen? Einfach: Mit der Hand spülen kann ich problemlos, aber in der Wanne mit dem Waschbrett hantieren? Nee, nee. Hier würde die Spülmaschine ausziehen. Wie wäre das bei euch?
Statt mich danach wie geplant auf die Bürokratie zu werfen, ende ich mehr oder weniger überraschend auf der Couch unter einer gemütlichen Decke und plötzlich ist eine Stunde vergangen. Mysteriös.
Ich beende das aktuelle Hörbuch und leiste mir danach ein neues, besonderes, nämlich keins, das nebenher laufen kann, dieses hier benötigt Aufmerksamkeit: „Wir hätten uns alles gesagt“ von Judith Hermann. Es liest: die Autorin selbst.
Noch im Hellen unternehme ich einen Spaziergang mit dem Buch auf den Ohren und mache seit vielen Monaten mal wieder einen etwas längeren Gang auf einen Berg. Schwitzend und stolz über diese Leistung stelle ich fest, dass sich da oben seit meinem letzten Besuch fast nichts verändert hat, es ist einfach nur Winter geworden – und schon geht’s den Rundweg zurück bergab, mit einem Abstecher zum Supermarkt. Dort haben sie jetzt ein paar dieser Selbstkassierkassen. Sind die beim Kassenpersonal beliebt (weil weniger zu tun) oder nicht (weil weniger zu tun)? Ich nutze sie jedenfalls gerne, weil das Kassieren dann in meiner eigenen Geschwindigkeit abläuft. Vielleicht mag ich auch nur das bestätigende Piepsen beim Scannen.
Zurück zu Hause ziehe ich eine Grußkarte aus dem Briefkasten, was für eine schöne Überraschung! Urlaubsgrüße aus Frankreich sind es, vielen Dank lieber Carsten, mit echter Briefmarke – ich weiß sogar, wie das Postamt aussieht, aus dem sie stammt.
Während ich noch darüber nachdenke, ob ich mich trotz oder gerade wegen der Beckenschiefstellung auf das Sportrad begeben soll, dunkelt es draußen und plötzlich ist Abend. Wieder sehr mysteriös. Wegprokrastinierte Entscheidungen sind keine guten, das werde ich aber möglicherweise nie lernen.
Zur Abendunterhaltung wird es eventuell eine weitere Folge von „Monarch“ geben. Beim Trailer dachte ich, das sei ein neuer Godzilla-Abklatsch, aber der Untertitel „Legacy of Monsters“ verrät, dass es darin mehr seltsame Wesen gibt als nur eines. Und sagen wir so: Die Nähe zur „Alien“-Filmreihe ist zu Beginn größer als mir lieb gewesen wäre, zu viele Eier, aus denen eklige, hungrige Kreaturen schlüpfen. Trotzdem ist die Serie entertaining genug fürs Weitergucken – erst mal.
Seltsam angetrieben habe ich mich heute gefühlt, so als müsste ich dringend noch etwas erledigen, ohne zu wissen, was. Es kann aber auch an den großen Bechern schwarzen und grünen Tees gelegen haben. Schlussendlich steht aber fest: es war ein guter Tag.