Kurzer Rückblick auf den Rückblick: In der Monatszusammenfassung von April schrieb ich von einem positiven Erlebnis mit Videotelefonie im Privaten. Ar Gueveur hat einen ganzen Beitrag darüber verfasst, es ist, als hätten wir uns abgesprochen.
Jetzt aber Mai. Ich frage mich da immer: ist schon Sommer? Auch dieses Jahr gab es im Mai Tage, an denen ich gar nicht so viel ausziehen konnte, wie ich wollte, und mehr als einmal war es schon am nächsten Tag anders herum. So kommen dann in der Öffentlichkeit diese witzigen Momente zustande, in denen Menschen wirklich alles tragen: von T-Shirts und kurzer Hose bis zum Wintermantel ist alles dabei und sind wir doch mal ehrlich, man kann es nur falsch machen.
Ich startete in einem luxoriösen Wellnessferienhaus in den Mai, genauer gesagt im eigenen Whirlpool auf der Terrasse mit Blick auf ein Eifeltal. Eine völlig abgefahrene Erfahrung, die ich gerne öfter machen würde, aber wer hat schon passenden Platz samt Aussicht. Wenn wir nicht im Whirlpool herumhingen (was bei Regen übrigens noch etwas toller ist als bei schönem Wetter), besichtigten wir Prüm und Bitburg, zwei kleine Dörfchen mit völlig unterschiedlichem, hm, Charme.
Wenn Menschen Deutsch lernen, kreieren sie mitunter lustige Worterfindungen. Deutsch ist wirklich schwierig, es wundert mich darum überhaupt nicht, dass aus dem Hamburger Jungfernstieg dann halt mal der Jumpensteigel wird. Oder aus dem Schloss Neuschwanstein das Neuschloss Schwanburg.
Es ist Spargelzeit und im Brauhaus steht Spargelschnitzel auf der Karte. Ich fühle mich dieser Mischung nicht gewachsen und bestelle in einem Anflug geistiger Umnachtung die Option gleich darunter: eines mit Spinat bedeckt und Feta überbacken, dazu Pfeffersoße. Ob man das noch Schnitzel nennen darf, entzieht sich meiner Kenntnis, aber weiterempfehlen würde ich dieses Durcheinander nicht.
Zwei Mal fühlte ich mich im Mai ganz besonders deutlich alt: Einmal meckerte ich darüber, dass immer mehr Menschen Albtraum mit p schrieben. Zwar empfiehlt der Duden (noch) die Schreibweise mit b, aber ich lernte, dass Albtraum mit der Rechtschreibreform 1991 als gleichwertige Schreibweise zum bisher geltenden Alptraum überhaupt erst anerkannt wurde (Wikipedia). Anders ausgedrückt: Wer wie ich dachte, Albtraum sei die seit Anbeginn der Zeit korrekte Schreibweise, der hat das Wort Anfang der 90er kennengelernt. Menschen, die Alptraum schreiben, sind jünger oder noch älter.
Das zweite Mal fühlte ich mich alt, als jemand folgendes sagte: „Danke für deine schnelle Mail. Ich war noch dabei, selbst eine aufwändige Antwort zu verfassen, da kam deine kurze und klare Nachricht schon. Ich kam mir vor wie Villabajo, ich schrubbte noch, während du in Villariba schon wieder feiern konntest.“ Erst als ich darüber lachte, erkannte ich, dass sich der Vergleich auf eine Werbung aus dem Jahr 1992 bezieht, das ist über 30 Jahre her.
Mitte Mai fand der alljährliche Lasttest der Bonner Mastodon-Instanz statt: der Eurovision Song Contest. An diesem Abend werden jedes Jahr so viele Beiträge abgesetzt, dass die lokale Bonner Installation anfangs noch in die Knie ging und die Timelines mehrere Stunden Verzögerung aufwiesen – einmal bekam ich sogar erst am nächsten Morgen beim Frühstück die letzten Benachrichtigungen vom Vorabend. Nach einigen Verbesserungen läuft das Ganze seit einigen Jahren nahezu verzögerungsfrei, was die Betreiber diesmal dazu trieb, um MEHR AKTIVITÄTEN zu bitten, um den Server mal so richtig zum Schwitzen zu bringen. Fand ich witzig.
Einige Tage später blieb morgens die Dusche kalt und es dauerte mehrere Tage, bis der Grund für eine immer wieder rausfliegende Sicherung lokalisiert und behoben werden konnte. Betroffen war das gesamte Warmwasser im Haus, also auch die Heizung. Schön, dass wir gerade Mai haben und einige der eher sommerlichen Tage anstanden, sonst wäre es schnell frostig geworden. Ich „duschte“ in der Zeit mit einem Eimer heißem Wasser aus dem Wasserkocher. Wer eine Wärmepumpe besitzt, möge regelmäßig die Umwälzpumpe kontrollieren lassen. Unsere tropfte, was sogar den Handwerker überraschte.
Bei der Arbeit fiel mir im Mai die Ankündigung größerer Änderungen zu, im Juni werden sie umgesetzt. Wir sahen uns mit einigen unzufriedenen Personen konfrontiert, die das auf sehr, wie soll ich sagen, penetrante und unsachgemäße Art und Weise kund taten. Der Mensch hat eben Angst vor Veränderungen. Meine Smartwatch meldete sich während eines dieser Termine mehrmals mit einer Warnung: „Dein Puls hat das gesetzte Limit überschritten, dein Herz schlägt zu schnell, obwohl du offenbar keinen Sport machst.“ Richtig.
Etwas später bekam meine Tagebuch-App ein Facelift und plötzlich fühlte ich mich selbst wie einer dieser Leute, die Angst vor Veränderungen haben. Das neue Design brachte zwar Verbesserungen mit sich, aber auch Änderungen, an die ich mich gewöhnen muss. Ich fragte bei Reddit, wie die anderen User darüber dachten und die überwiegende Mehrheit sagte, es gefiele ihr nicht. Die Stichprobe ist allerdings zu klein, um daraus eine echte Aussage ableiten zu können.
Außerdem meldete ich mich nach ziemlich genau drei Jahren Abstinenz wieder bei WhatsApp an. Einerseits nervt mich das, andererseits freue ich mich aber auch, wieder Kontakt zu Familienmitgliedern und Freunden zu bekommen, mit denen er beim Wechsel abgerissen war.
Gelesen habe ich im Mai auch wieder viel. In den vergangenen Monaten habe ich eine – für mich – so große Zahl an Büchern beendet, dass ich vereinzelt durcheinander komme, worin es denn in welchem Buch überhaupt ging. Ich mag den Effekt, denn zu viel lesen kann man nicht. Mein Lieblingsbuch im Mai war, denke ich, Das Leben ist gut von Alex Capus. Ein sehr ruhiges Buch, in dem gar nicht viel passiert und das mich beim Lesen entschleunigte. Hier ist meine Bewertung bei Goodreads.