Müsste ich den November mit zwei Worten beschreiben, lauteten sie Teig und Krankheiten. Seit ich vor neun Jahren auf eBay betrogen wurde und der eBay-Kundenservice das nicht nur ermöglichte, sondern auch noch aktiv unterstützte, boykottiere ich den Drecksladen. In diesen Tagen entschied ich mich aber, für eine einzige Transaktion wieder ein Konto einzurichten, denn ich wollte diese eine Küchenmaschine haben.
Und das kam so: Seit einigen Jahren überlegte ich, mir eine Unterstützung beim Brotbacken zuzulegen, eine Küchenmaschine. Regelmäßig schaute ich Testvideos, las Berichte, prüfte Preise – und kaufte dann doch nicht. Nun entschied ich mich aber für den Kauf und ein Gerät, wählte mit Amazon ein ähnlich fragwürdiges Internetkaufhaus, und am Tag der Lieferung wurde mir gesagt, diese verzögere sich kurzfristig um drei Wochen. Das war mir zu lang, ich stornierte. Woanders fand ich das Gerät nicht zu dem Preis, also blieb nur eBay oder nix.
Nun habe ich die Kiste und im November einige Versuche unternommen: Baguette, Brötchen, Brot mit Hefe, Brot mit Quark, Kekse. Manches ging fürchterlich schief, das „Baguette“ musste ich sogar wegwerfen, anderes wurde eine positive Überraschung, zum Beispiel das Quarkbrot. Ich habe inzwischen verstanden, dass Hefe etwas gegen mich hat, weiß aber noch nicht, warum. Die meisten Hefe-Backwerke misslingen oder machen Bauchschmerzen. Ich übe noch.
Nach langer Zeit hatte ich im November mal wieder eine echte Migräne. In diesen Momenten denke ich immer, wie schlimm das für Menschen sein muss, denen das häufiger passiert. Dabei war sie nicht einmal maximal stark. Ich lag zwar reglos auf dem Sofa, aber Licht und Geräusche waren auszuhalten. So hörte ich also ein Hörbuch, schlummerte zwischendurch ein und wartete auf Besserung.
Um die Krankheiten gleich abzuhaken: Alle sind krank, ich nehme das viel stärker wahr als in den vergangenen Jahren. Eine Erkältung bekam ich dann natürlich selbst auch. Anders als sonst entschied ich mich gleich am ersten Tag gegen Präsentismus am Arbeitsplatz und stattdessen für meine Gesundheit, und ich bilde mir ein, dass die Krankheit dadurch schneller vorbei ging oder zumindest der Tiefpunkt verkürzt wurde. Empfehlenswertes Vorgehen!
Apropos Hörbuch: Ich fand eine äußerst flache Hörbuch-Reihe. Eingruppiert sind die Bücher bei „Krimi“, und obwohl in jeder Folge auch jemand stirbt, passiert das aber oft erst nach der Hälfte. Die Aufklärung geschieht eher nebenbei. Es geht viel mehr um die Leute, ihre Beziehungen und ganz viel Tee und Gebäck. Die Bunburry-Reihe ist sowohl auf Deutsch als auch im englischen Original toll vorgelesen und genau das Richtige für kränkliches Zuhören mit gelegentlichem Wegdriften.
Eines Morgens, gleich nach dem Duschen, wollte ich Kaffeewasser aufsetzen. Da sah ich: das Wasser war überraschend orange. Ich schüttete es aus, ließ neues Wasser ein, und siehe da, schon wieder orange, vielleicht sogar hellbraun. Die nächsten zehn Minuten ließ ich den Hahn komplett geöffnet, aber es ändert sich nichts. Orange-braunes Wasser. Verwirrend, was macht man in solch einem Fall? Als ich später mit einem Mann bei den Stadtwerken telefonierte, hatte dessen Kollege am Nebentisch meine Nachbarin an der Strippe. Sie versprachen, die „Hauptleitung zu spülen“, und ich fragte mich die nächsten Stunden, wie das wohl geht. Bald war das Wasser wieder klar und bis heute weiß ich nicht, was der Grund war und ob ich morgens wohl schon in orangenem Wasser geduscht hatte, ohne es zu merken.
Ah, und ich habe beinahe eine ältere Dame überfahren. An der Stelle kreuzen sich zwei Straßen, 30er-Zone, überall parken Autos. Ich kam an, schaute geradeaus, schaute rechts, rollte in die Kreuzung hinein und bremste in wirklich allerletzter Sekunde: Die Alte kam von links und fuhr mitten auf der Straße seelenruhig direkt vor mein Auto. Na gut, sie war auf dem Rad die schwächere Verkehrsteilnehmerin. Aber das entbindet einen doch nicht von der Pflicht, die Straßenverkehrsordnung zu befolgen? Ich war zu verdattert, um zu hupen.
Da lobe ich mir doch die ungefährliche die Welt der Spiele. Dieser Tage habe ich „Horizon Forbidden West“ beendet, den zweiten Teil der Horizon-Reihe. Diese spielt in einer fernen Zukunft auf der Erde. Die Menschheit hat sich zugrunde gerichtet, wurde fast komplett ausgelöscht, das meiste Wissen ist verloren. Wir lenken die Hauptfigur durch die Lande, überall finden sich Reste der alten Welt, die ich natürlich erkenne – San Francisco, Satellitenschüsseln, Korkenzieher – die aber die Menschen im Spiel nicht kennen. Es ist sehr lustig, wie sie darüber grübeln, was ein Fest, das augenscheinlich im Frühling stattfindet, mit Eiern und Hasen zu tun haben soll. Schön auch zu sehen, wie Objekte eine neue Bedeutung bekommen, oft als Deko. Auf der Erde leben viele Maschinen in Tierform, vom „Pferd“ über „Dinosaurier“ bis zum „Braunbär“, alle heißen natürlich anders, denn niemand weiß, dass es diese Tiere wirklich gab. Ein schönes, postapokalyptisches Spiel mit guter Geschichte, das ganz nebenbei zeigt, wie unwichtig Hautfarben, Geschlechter und Sexualität in einer Welt wie dieser sind. Ich freu mich schon jetzt auf Teil drei.