In Dänemark werden ab 2026 keine Briefe mehr über die staatliche Post verschickt werden können, schreibt die Tagesschau (über andere Anbieter geht es weiterhin). Dänemark sei eines der weltweit am stärksten digitalisierten Länder und es scheint, dass Briefe dort zunehmend nicht mehr sinnvoll oder nötig sind.
Vor sieben Jahren, 2018, war ich in China. Als ich beim Sightseeing eines Tages den Wunsch äußerte, ein paar Ansichtskarten zu verschicken, stellten wir fest: das ist gar nicht so einfach. Erste Herausforderung war es, Postkarten zu finden. Schwieriger wurde es bei der Suche nach Briefmarken, denn diese wurden nicht gleichzeitig mit den Postkarten verkauft (wie man das aus Touristenhotspots kennt). Am schwierigsten war es allerdings, die fertig frankierten und beschriebenen Postkarten in einen Briefkasten zu werfen. Denn… es gab weit und breit keinen. Wir trugen die Postkarten einige Tage mit uns herum, bis wir etwas fanden, das entfernt an einen Briefkasten erinnerte.
Es hätte aber auch ein Mülleimer sein können. Bis wir zurück daheim die erste Meldung über das Eintreffen einer Karte erhielten, wussten wir nicht, ob wir die Karten weggeworfen oder in einen Briefkasten gesteckt hatten.
Heutzutage hat sich an der Postverbreitung in dem Land natürlich nichts geändert. Privatpersonen haben – wenn ich das richtig verstanden habe, weil glauben mag ich es nicht – keinen eigenen Briefkasten mehr. Ansichtskarten nach China werden darum in einer Paketbox zugestellt, also in dem, was wir als Packstation kennen. Da liegt in dem Fach für das Paket halt nur ein kleines Kärtchen. Das ist zwar Platzverschwendung, aber weil es so selten vorkommt, ist das der sinnvollste Weg.
Uns, die wir erst langsam lernen, auf das Fax zu verzichten, ist das natürlich unvorstellbar. In mir selbst schlagen zwei Herzen: Ich freue mich sehr, wenn ich Rechnungen und bürokratische Dokumente digital bekomme, weil ich sie dann nicht mehr zu scannen brauche. Andererseits ist es so schön, persönliche Briefe oder Postkarten zu bekommen. Initiativen wie Postcrossing bauen darauf auf, dass Menschen sich gegenseitig Postkarten schicken – wie soll das gehen, wenn es keine Briefkästen mehr gibt?
Ich weiß schon: Ich bin Teil des Problems. Denn auch wenn ich im letzten Jahr ein paar Briefe und Postkarten verschickt habe, reicht das natürlich nicht, den Briefkasten hier im Dorf bestehen zu lassen. Ganz genau so wie Onlinebestellungen für ein Ladensterben in den Innenstädten verantwortlich sind, sind E-Mails, Onlineportale mit digitalen Schreiben und, ja, sogar Faxe dafür verantwortlich, dass immer weniger Briefe verschickt werden.
Darum sehe ich nicht, dass diese Entwicklung aufzuhalten ist. Wir alle sorgen dafür. Wenn es so weiter geht wie bisher, wird Deutschland allerdings eines der letzten Länder sein, in denen die Briefkästen abmontiert werden.
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