Der Februar ist immer besonders trist, bilde ich mir ein. Da passt es wie Hintern auf Eimer, dass ich – auch wenn’s Zufall war – im Februar „Das Feld“ von Robert Seethaler gelesen habe. Dieses titelgebende Feld ist nämlich ein Friedhof, und die vielen Erzählstimmen im Buch sind alle von Verstorbenen. Na, wenn das mal nicht motiviert!
Gleich im Anschluss hörte ich ein Hörbuch, „Slippery Creatures“ von KJ Charles. Der Roman ist ein Mittelding aus Krimi und Romanze, spielt nach dem zweiten Weltkrieg in Großbritannien und die zwei Hauptfiguren gehen sich zwischendurch mehrfach so intensiv an die Wäsche, dass ich beim Hören im Wald rot wurde. Ich hörte das Buch auf British Englisch, was das Erlebnis nur noch wilder machte.
An einem Sonntag machten wir einen Spaziergang, Ziel war ein alte Leute-Café in der Nähe. Das Ding war: Wir kamen gegen 14:50 Uhr dort an und der Laden war restlos ausgebucht, denn sonntags um 15 Uhr geht man ins Café. Mist. Uns blieb nur die Kettenbäckerei nebenan, in der es zwar auch Kaffee und Bienenstich gibt, dafür aber weder Brokat, noch voll aufgedrehte Heizungen. Vielleicht bestelle ich demnächst auch mal einen Tisch im beliebten Café und altere im gleichen Moment um einige Jahrzehnte. Die Sahnetorte wäre das allerdings wert.
Bei der Arbeit musste ich wegen dieser und jener Ausfälle für diese und jene Dinge einspringen und fand mich eines Tages überraschend mit mehreren externen Gästen in einem winzigen Büro wieder. Als alle saßen, wurde ich erwartungsvoll angeschaut und erkannte in diesem Moment, dass ich jetzt einen Vortrag halten würde. Immerhin war ich thematisch vorgewarnt und redete mich schnell warm. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich nervös gewesen, war also für diesen Stoß ins kalte Wasser gar nicht so undankbar. Ansonsten ist bei der Arbeit möglicherweise eine Zeit des Umbruchs gekommen und ich muss überlegen, wie ich damit umgehe. Was dramatischer klingt als es ist.
Ich lernte im Februar wieder einmal (!), wie angenehm es sein kann, den ÖPNV zu nutzen. Ich muss das einschränken, die Rede ist selbstverständlich nicht von der Deutschen Bahn. Nein, ich fuhr mehrfach Bus und Straßenbahn und war überrascht, dass die alle pünktlich waren, dass ich mit dem Auto auch nicht wesentlich schneller gewesen wäre und wie teuer die Tickets sind. Letzteres ließe sich bei einer gewissen Zahl an Fahrten pro Monat mit einem Jobticket leicht ändern.
An einem Samstag war ich sehr früh im Bonner Zentrum verabredet. So früh, dass es sich anfühlte, als sei ich der erste. Also, der erste überhaupt. Im gesamten Zentrum. Als würde ich morgens die Innenstadt aufschließen! Es war neblig, die Straßen waren leer. Beim Optiker wars hingegen voll, denn da wollte ich auch hin und musste sogar anstehen. Bizarr. Es stellte sich heraus, dass meine Augen in den letzten Jahren ein ganzes Stück schlechter geworden sind und so wurde dieser Innenstadtbesuch Dank spontan neu gekaufter Brille auch noch wahnwitzig teuer. Immerhin kann ich bald wieder ohne Anstrengung lesen, das ist auch was wert.
Beim Bummeln danach fand ich einen Laden, in dem ausschließlich Zimtschnecken (und viele andere Sorten) verkauft werden und ich hätte mich in die Dinger reinlegen können. Bin froh, nicht in der Nähe zu wohnen, ich würde zum Kannibalendessert werden durch all den Zucker. Trotz Eiseskälte zogen an dem Tag drei verschiedene Karnevals… ja, was eigentlich? Züge heißen die wohl nicht. Also drei Karnevalsgruppen zogen an uns vorbei, alle in voller Montur, mit Musik und Tschingderassassa, früh morgens noch halb schlafend und sehr, sehr unmotiviert, später hatten immerhin alle die Augen offen. Ihr Ziel war der Bonner Marktplatz, wie man bei Carsten sieht. Carsten und ich sind uns also fast über den Weg gelaufen, das wäre lustig gewesen!
Als Kind verspürte ich alle paar Jahre den Drang, etwas in meinem Zimmer zu ändern, zum Beispiel die Möbel umzustellen. Hier im Blog ist das ähnlich, ich will dem Ganzen bald einen neuen Anstrich verpassen. Für die Vorbereitung der Umbauten hatte ich eine schlaue Idee: Auf einer ungenutzten Domain habe ich eine reine Testinstallation von WordPress eingerichtet, die ich ohne Sorge verunstalten kann. Das macht Spaß.
Technisch ging es weiter: Ich wollte das Pi-hole updaten und dafür war ein Update des ganzen Betriebssystems notwendig, was zuerst daran scheiterte, dass ich keine Funktastatur fand und später den SD-Kartenleser verlegt hatte. Darüber schreibe ich mal einen separaten Eintrag. Zugänglicher war es, als ich bei einem Spaziergang spät abends im Dorf aus einer dunklen Ecke des Dorfplatzes Musik hörte: Da stand ein Typ, hatte drei Flaschen Bier vor sich aufgebaut und daneben einen Bluetooth-Lautsprecher gelegt. Der Möchtegern-DJ legte richtig fetzige Musik auf, also setzte ich mich auf eine Bank, ließ beinwippend Shazam zuhören und erweiterte meine Playlist. Gerade, als ich ihm ein Kompliment für die Musikauswahl machen wollte, rülpste er laut über den Dorfplatz und legte ausgerechnet Rap auf.
Zum Ende des Monats wurde mir im Fitnessstudio anhand von Fotos und Videos verdeutlicht, weshalb mein Rücken so schmerzt, wie er das tut. Ehrlich gesagt wundert es mich, dass es nicht schlimmer ist – bei dieser Haltung. Ich verstehe endlich, wieso ich bei der Benutzung von Sportgeräten die Schmerzen verschlimmere. Und ich lerne, dass meine Skoliose zwar nicht wegtherapiert werden kann (das wusste ich schon), aber dass es möglich ist, alles zu stabilisieren und gleichzeitig flexibler zu machen. Start des Projekts: im kommenden Monat. 💪