Im Herbst 1990 kam hierzulande der erste Gameboy auf den Markt. Ich hatte in den Jahren mein Auge noch nicht auf die Technikwelt gerichtet, aber der Erfolg des kleinen Spielcomputers war unübersehbar – liefen doch bald viele Kinder und Jugendliche damit herum.
Natürlich entstand auch in mir schnell der Wunsch nach diesem Spielzeug. In der Phase des größten Verlangens rechnete ich sogar manch Geldbeträge um: Der Wocheneinkauf konnte da schon mal anderthalb Gameboys kosten. Der Wechselkurs lag bei 1 Gameboy = 100 DM. In späteren Jahren gesellte sich übrigens für kleinere Beträge die Währung „Döner“ dazu, das entsprach damals 3 Euro.
Jedenfalls ließen meine Eltern nicht mit sich reden, und fortan spielte ich bei Freunden stundenlang mit dem Gameboy. Mir stand der Sinn nur nach einem einzigen Spiel, dieses dafür ohne Unterlass: Super Mario Land. Anfangs war ich darin natürlich richtig schlecht. Mein bester Freund musste mir in schwierigen Momenten helfen und zeigte mir all die versteckten Orte, an denen es zusätzliche Leben zu finden gab. So mit der Zeit wurde ich besser, und ich erinnere mich an die Freude, wenn ich es wieder in ein neues Level geschafft hatte. Eines Tages wurde ich dann aber so gut in dem Spiel, dass ich das Ende erreichte und es sogar im zweiten Durchgang mit mehr Gegnern durchspielen konnte. Die gekidnappte Prinzessin war gerettet und ich nahm an, das Trauma der Gameboy-Sehnsucht sei bewältigt.
Inzwischen bin ich groß und könnte mir selbst einen Gameboy kaufen. Ich wäre allerdings nur mit dem Original zufrieden, andere Ausführungen interessieren mich nicht. Einige Jahre hatte ich ein Gerät geliehen, denn natürlich spielt niemand außer mir mehr damit, und ich kaufte sogar das Spiel, aber ein eigenes Set besaß ich nie. Alle paar Jahre schwebt mein Finger über dem Bestellknopf eines zwielichtigen Shops im Internet.
Einen eigenen Gameboy besitze ich aber weiterhin nicht. Gestern stieß ich dann auf einen Artikel im iPhone-Ticker, in dem eine quelloffene Emulator-App vorgestellt wird. Die App simuliert verschiedene Gameboy-Versionen – natürlich auch die des allerersten.
Und so geschah es: Ich habe gestern Super Mario Land auf „meinem eigenen Gameboy“ komplett durchgespielt. Die Haptik ist auf dem glatten Handydisplay natürlich nicht annähernd so gut wie beim Original, aber sowohl die Audio- als auch die Bildqualität sind großartig.
Seit den 90ern sind fast 35 Jahre vergangen, aber ich weiß immer noch die meisten Kniffe, Sonderwege, Sprungmarken und Bewegungsmuster, die wir uns damals gemeinsam angeeignet haben. Damit halte ich für mich fest: Radfahren, Schwimmen und Gameboyspielen sind Aktivitäten, die man nicht verlernt, wenn man sie einmal beherrscht.
Mit dem passenden Bluetooth Gamepad (sofern der Emulator das unterstützt) kann man das Handy dann auch haptisch in einen Game Boy verwandeln.
Ich muss mal wieder Link’s Awakening spielen..
Da spricht ein Profi! Vielleicht läuft mir eines Tages ein Gamepad genauso über den Weg wie der Emulator gestern…
Viel Spaß beim Daddeln!