Faszination Autokino

Neulich führte mich ein Spiel an einen besonderen Schauplatz: Es ging in ein heruntergekommenes, altes Autokino. Das erinnerte mich sofort an ein Autokino, in dem ich viele schöne Filmabende verbracht habe. Autokinos hatten in Deutschland ihre Hochphase schon zwischen den 1960ern und den 1980ern. Sie waren also bereits veraltet, als ich erstmals eines besuchte, nämlich das in Köln-Porz. Es war damals echt schon ranzig, aber darum gehörte das für mich zum Erlebnis dazu. Das Kino existierte ganze 57 Jahre lang und schloss erst Ende Oktober 2024.

„Da kommen doch nur Schmuddelfilme“, musste ich mir früher von den Erwachsenen anhören – aber das stimmte damals so wenig wie heute. Im Autokino laufen ganz aktuelle Filme, sogar die sogenannten Blockbuster.

(Ach, übrigens: Was bedeutet „Blockbuster“? Ich habe nachgeschaut und es gibt laut Wikipedia dazu zwei Theorien. Die erste: „Block buster“ waren im zweiten Weltkrieg Fliegerbomben, die einen ganzen Wohnblock zerstören konnten. Der Begriff fand später bildliche Verwendung für „völlig neuartige Ideen“, die die bisherige Denkweise aufsprengten. In Zusammenhang mit Filmen kam der Begriff dann erstmals für stark nachgefragte Filme auf, bei denen die Warteschlangen vor der Kasse sich „um den Block“ wandten. Die zweite Theorie: Filme wurden bei Kinos für einen bestimmten Zeitraum gebucht, also „en bloc“. War ein Film erfolgreicher als erwartet, musste der Zeitraum verlängert werden und der gebuchte Block wurde aufgebrochen, also „busted“. Ich finde die zweite Theorie charmanter.)

Ein aufgegebenes Autokino im Spiel Cyberpunk 2077 – kein großer Unterschied zu den Autokinos, die ich kennengelernt habe
Ein aufgegebenes Autokino im Spiel Cyberpunk 2077 – kein großer Unterschied zu den Autokinos, die ich kennengelernt habe

Aber was ist nun diese „Faszination“ am Autokino? Der Eventcharakter, denn das geht schon bei der Vorbereitung los. Zuerst werden Kuschel-, bei niedrigeren Temperaturen auch Bettdecken eingepackt. Danach zum Supermarkt für Snacks und Getränke. Auf dem Weg zum Kino wird außerdem an der allerletzten Tankstelle gehalten, um die Windschutzscheibe streifenfrei zu säubern, wer schaut schon gern einen Film mit Flecken.

Auch wichtig: Man kann zwar mit mehreren Personen im Auto sitzen, aber richtig gut ist es ausschließlich zu zweit – von der Rückbank sieht man einfach zu wenig. Wir fuhren darum häufig mit mehreren Personen und einigen Autos ins Kino, stellten uns nebeneinander in eine Reihe und öffneten alle Fenster. So konnten wir in den Pausen Süßigkeiten austauschen und quatschen.

Und dann geht der Film los. Auch hier liegt die Besonderheit am „gemeinsam aber alleine“-Gefühl: Alle Autos und Zuschauenden sind ja nun gleichzeitig an einem Ort, aber am Ende schauen doch alle in ihren Wagen für sich selbst. Vorteil dabei ist, dass man sich auch mal unterhalten oder telefonieren kann, wenn einem danach ist. In so manchen überraschend langweiligen Filmen habe ich das auch schon gemacht, selbst Fummeln fällt nicht besonders auf.

Der Ton wurde früher über kleine Standlautsprecher abgegeben, heutzutage schaltet man einfach das Autoradio ein, wählt die lokale Frequenz und hat bei einer starken Anlage dann auch richtig guten Sound. An kälteren Abenden sind außerdem diejenigen Autos mit Standheizung klar im Vorteil.

Profis wählen übrigens immer ein Doppelticket für gleich zwei Filme hintereinander. Während am Anfang des ersten Films die letzten Sonnenstrahlen noch auf der Leinwand stören, verläuft man sich schon in der Pause zwischen den Filmen schnell im dunklen Autodschungel. In welcher Reihe hatten wir doch gleich geparkt?

Man könnte einwenden, dass man in echten Kinos ein besseres Erlebnis hat – Geschmacksache. Ich finde, das ist wie beim Skifahren und Snowboarden: Beides findet auf der gleichen Piste statt, aber da hören die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Autokino ist etwas völlig anderes als klassisches Kino, und damit definitiv einen Versuch wert. Die Atmosphäre ist unvergleichlich.

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