Die Menschen, Herrscher über den Planeten? Nur, weil wir in der Lage sind, alles andere, was kreucht, fleucht und wächst, umzubringen, sind wir der Meinung, »besser« zu sein?
Der Grund, weshalb ich diese schwierige Frage stelle, ist die Aktion *.txt. Das Wort, um das es diesmal geht, lautet nämlich Gewissen – und das fiel mir dazu ein: Angenommen, Menschen wären im Ursinn keine Tiere. Dann könnte man sagen, dass einer der Unterschiede zwischen den beiden Spezies ein ausgeprägtes Gewissen ist. Sicher, wenn ein Hund alle Süßigkeiten auffrisst und darauf angesprochen wird, weiß er schon, dass er etwas Unrechtes getan hat. Ohne den Hinweis auf sein Fehlverhalten hätte das Tier aber bestimmt nicht später auf der Couch gesessen und gedacht: »Herrje, ich habe die ganze Packung Schokoladenkekse gegessen und für mein Herrchen nichts übrig gelassen. Jetzt fühle ich mich schlecht… oh, ich habe eine Idee! Ich sage der Katze, sie soll beim Nachbarn eine neue Packung klauen.« Gewissen wird bei Tieren also antrainiert.
Und wie ist das bei Menschen? Klar, Menschen sind auch nur Tiere, da ist es ganz genauso. Wer mit kleinen Kindern zu tun hat, wird diese Situation kennen: Man hockt sich hin und öffnet die Arme, ruft das Kind, das darauf hin fröhlich auf einen zu tapst oder krabbelt – aber nur so lange, bis die Mutter auftaucht. Denn dann wird sofort der Kurs geändert und auf Mama zugesteuert. Pech gehabt, keine Kuscheleinheit für mich, denn ich bin einfach nicht wichtig genug. Aber ein schlechtes Gewissen kennt der Krabbelkönig nicht, weil ihm das eben noch niemand beigebracht hat. (Das lernst du noch früh genug, kleiner Knirps.)
Mit dem Blick aufs große Ganze scheinen wir allerdings so unsere Probleme zu haben. Um das festzustellen, reicht es aus, nicht unter einem Stein zu leben. Nehmen wir zum Beispiel die Umwelt: Wenn ich zu Hause eine Batterie in den Biomüll werfe, geht davon die Welt nicht unter. Ich könnte sogar alle von mir jemals zu entsorgenden Giftstoffe ins Meer kippen und würde keine Klimakatastrophe auslösen. Sobald aber jeder Mensch denkt, dass sein kleiner „Beitrag“ schon nichts anrichten wird, haben wir ein Problem.
Das kollektive Gewissen ist einfach zu träge.
Aber wie es anschieben? Vielleicht sind wir Menschen einfach noch zu sehr Tier, als dass wir diese Leistung erbringen könnten. Vielleicht sitzen wir gerade auf der Couch, denken an die leere Kekspackung und fühlen – nichts. Ich fürchte, das gibt ein schlimmes Donnerwetter, wenn Herrchen nach Hause kommt…