Als Jugendlicher jobbte ich in einem Kopierladen. Mein Chef war sehr lieb und lud uns Aushilfen regelmäßig zu ein paar Bäckerei-Süßigkeiten ein: „Hol doch bitte jedem ein Stück Kuchen oder so. Für mich bitte eine Eiterbrille.“
„Eine was?!“
„Kennst du das nicht? Eine Eiterbrille.“
„Was soll das denn sein?“
„Na, denk‘ mal drüber nach.“
Etwas später wurde mir dann klar, was er meinte: Ein Puddingteilchen! Wir lachten viel über dieses anschauliche Wort, anschließend ging ich dann zur Bäckerei.
„Und was darf’s für dich sein?“
„Ich hätte gern zwei Stück Kirschkuchen, ein Schokoladencroissant und eine Eit… äh… eine… ein…“
Und da war es mir entfallen. Über mir schwebte groß das Wort EITERBRILLE und ich wusste partout nicht mehr, wie man sie normalerweise nannte.
„Was denn, Junge?“
„Ein… ein… Das da!“ Ich zeigte darauf.
„Ein Puddingteilchen?!“
„Genau!“, entfuhr er mir erleichtert, „genau. Ein Puddingteilchen! Klar!“ Die Bäckerin sah mich natürlich mit angemessener Verwunderung an und verstand nicht, wie ich mich angesichts dieses schnöden Backwerks plötzlich so freuen konnte. Gut gelaunt ging ich danach zurück zur Arbeit – dort mussten wir lange und ausgiebig über meinen Blackout lachen.
Bis heute muss ich deshalb jedes Mal lächeln, wenn ich in einer Bäckerei eine dieser Puddingbrillen sehe.