„Das waren noch Zeiten“ sagt man doch schon mal leicht melancholisch. Dieses Erlebnis hier war aber alles andere als schön, ich bin froh, dass die Episode vorbei ist. Also, ich war in der Grundschule und nachmittags bei meinem Klassenkameraden Paul zum Spielen. Von irgendwoher hatte er Patronen für eine Pistole aufgetrieben. Ob es sich um Platzpatronen handelte oder um echte, ist mir nicht bekannt, aber es kamen zumindest keine Geschosse heraus.
Wobei, so kann man das nicht sagen, sonst wäre ich ja nicht in der Notaufnahme gelandet. Paul hatte die glänzende Idee, mit einem Hammer auf eine Patrone zu hauen. Die kleinen Kügelchen explodierten dann nämlich ziemlich laut, was wir natürlich großartig fanden. Also legte er sie nacheinander auf ein Mäuerchen, klopfte mit dem Hammer drauf und wir amüsierten uns königlich davor, wie der Knall die Straße hinab rollte. Das ging eine Weile gut, bis ich dann an die Reihe kam, mal drauf zu hämmern. Ich traute mich erst nicht, ließ mich aber von ihm überreden – was sollte schon passieren.
Ich hatte meine Probleme, klopfte vielleicht auch zu schüchtern, aber irgendwann knallte es. Gleichzeitig schoss mir ein Schmerz im rechten Mittelfinger ins oberste Gelenk gleich unter dem Fingernagel. Ich dachte mir nicht viel dabei, vielleicht hatte ich mich irgendwo geklemmt.
Später ließen wir von den Patronen ab und spielten im Hausflur mit Autos. Mein Finger tat aber weiter weh und blutete etwas. Meine nächste Erinnerung ist, dass meine Mutter und ich ins Kinderkrankenhaus fuhren. Mein Finger wurde geröntgt und siehe da: Gleich neben dem Knochen befand sich ein kleiner Metallsplitter. Wie der da bitte rein gekommen sei, wurde ich gefragt, und erklärte, was wir gemacht hatten. Peinlicher Moment!
Tja, das Ding musste natürlich raus. Mir wurde gesagt, dass wegen der bereits entstandenen Entzündung keine Betäubung möglich sei und man nur Eisspray verwenden könne. Also kühlten sie meinen Finger mit kaltem Spray, man nahm an, ich würde nun wenig spüren, und der Arzt schnitt in den Finger. Ich ließ in dem Moment den wenigen verbliebenden Mut sausen und schrie wie am Spieß, denn diesen doofen Eisspray hätten sie auch weg lassen können. Es tat unglaublich weh. Ich jammerte und kreischte aber man hielt meinen Finger fest. Der Arzt schnitt und zog, es fühlte sich an, als würde er am Knochen selbst ziehen. Äußerst unangenehm.
Nach der Behandlung – man sagte mir nicht, dass ich tapfer gewesen sei – erhielt ich als kleines Geschenk das herausoperierte Stück Metall zum Mitnehmen und den Rat, nicht mit Knallkörpern zu spielen. Die Narbe kann man bis heute sehen.
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