In ihrem Podcast „Post-Show“ von Ende Dezember des letzten Jahres haben die Wikigeeks sich mit dem Weltuntergang beschäftigt – wir alle haben ihn ja wundersamerweise ohne Probleme überlebt. Unter anderem ging es um die Frage, wie sich unsere heutige Welt verändern würde, wenn urplötzlich eine fundamentale Technik nicht mehr funktionieren würde. Eine der Thesen: Es bilden sich Nanokäfer, die sich gerne von Silizium ernähren und alle Chips der Erde anfressen. Bei dieser Idee konnte ich dem Podcast nicht mehr ganz folgen und musste später noch einmal zurück spulen.
Kleine Nanokäfer knabbern also an allen Chips dieser Erde herum? Gut, das mag etwas mutig oder bisweilen sogar absurd anmuten, aber doch – „man weiß nie“! Außerdem könnte es auch ein Fehler sein, der leichter vorzustellen ist: Der Jahrtausend-Bug im Wechsel vom Jahr 1999 zu 2000 war einer, vor dem wir im Vorfeld auch etwas Angst hatten. Zum Glück war das ja zumeist unbegründet. Trotzdem – was würde denn passieren, wenn aus diesem oder jenem Grund plötzlich kein Chip der Welt mehr seinen Dienst täte?
Diesen Blogeintrag könnte ich zum Beispiel überhaupt nicht tippen, weil natürlich der Computer nicht mehr funktionieren würde. Angefangen von der Tastatur über den Bildschirm und natürlich auch der Rechner. Selbst wenn ich den Eintrag aber tippen könnte, eine Veröffentlichung wäre nicht möglich, weil ja jede Serverfarm weltweit offline wäre. Also auch der Hoster dieses Blogs. Und überhaupt – es gäbe ja auch keine Leser mehr, denn eure Computer, Tablets und Smartphones wären ebenfalls alle hinüber. Die Bugs würden auch vor den alten Mobiltelefon-Knochen keinen Halt machen; schlagartig könnte niemand mehr telefonieren, weder mobil noch festnetzgebunden.
Wir könnten unsere gesamte Kommunikationstechnik wegwerfen, also auch Router, Modems, Drucker, eBook-Reader, Beamer, Laptops, Notebooks, Stand-PCs und Faxgeräte. Nur, wohin damit? Es käme ja auch keine Müllabfuhr mehr, denn abgesehen von ein paar Oldtimern würde sich kein Auto der Welt mehr bewegen. Das macht aber nichts, denn die Müllabfuhr könnte den Müll ohnehin nicht zur Verbrennung geben, denn natürlich würde keine Verbrennungsanlage mehr funktionieren. Jede kleine, mittelgroße und große Industrieanlage stünde still (und das ist der beste Fall – im schlimmsten wäre sie nämlich unkontrolliert, an Atomkraftwerke mag ich gar nicht denken).
Das öffentliche Leben, wie wir es jetzt kennen, könnte mit einem Schlag nicht mehr existieren. Keine Besuche in einer Bar, denn ohne Licht, Kasse, Musik und Küche wäre das ganze sinnlos. Kein Kinobesuch. Höchstens die Privatfeiern könnten stattfinden, dann eben mit Gesprächen statt mit Fernsehen. Allerdings müssten die Besucher kleine Steinchen ans Fenster werfen, um sich bemerkbar zu machen, weil natürlich auch keine Klingel mehr funktionieren würde.
An einen normalen Arbeitsalltag wäre ebenfalls überhaupt nicht mehr zu denken, denn allem voran wäre die mit Abstand schlimmste Einbuße: Keine Kaffeemaschine, kein Wasserkocher; nicht mal eine simple Herdplatte würde noch funktionieren! Ein weltweiter Stromausfall hätte die wahrscheinlich schlimmsten Folgen. Innerhalb weniger Stunden und Tage würden tausende Menschen sterben, weil in Krankenhäusern künstliche Beatmungen und ähnliche Gerätschaften still stünden. Nach wenigen Tagen würde es in jeder Ansammlung von Häusern, vom Dorf bis zur Großstadt, beginnen zu stinken: Wegen des Mülls, aber auch wegen der toten Menschen, die weder abgeholt noch gekühlt werden könnten.
Und was würden wir tun? Ich glaube, die meisten von uns reagierten panisch, mich definitiv eingeschlossen. Ohne Smartphone und Wikipedia bin ich doch völlig aufgeschmissen! Aber im Ernst: Wahrscheinlich wären innerhalb recht kurzer Zeit sowohl das Wissen, wie man Feuer macht, als auch Material, das man verbrennen kann, hoch im Kurs – genau so wie das Wissen rund um Essen: Fangen, Schlachten, Zerlegen, Anbauen, Ernten und so weiter. Wir müssten unsere gesamte gesellschaftliche Struktur neu aufbauen, Gruppen bilden, uns zusammenrotten. Einzelgänger und Soziophobe? Keine Chance auf ein Überleben. Geld hätte zwar weiterhin einen gewissen Wert, allerdings kann man es nicht essen – Lebensmittel könnten DAS Zahlungsmittel werden.
Fazit: Würden wirklich alle Chips dieser Welt plötzlich nicht mehr funktionieren, ich weiß nicht, ob wir das überleben können. Vielleicht ja, dann allerdings mit einer unvorstellbar großen Zahl an Todesfällen durch Erfrieren, Verhungern, vielleicht auch im Kampf um Essen. Vielleicht sind wir mittlerweile aber auch bereits so abhängig von der Technik, dass wir ohne sie gar nicht mehr leben können – dann wäre die Erde uns wesentlich früher los als erwartet.