Eine Tüte im Schnellrestaurant

Eines Tages fuhr ich durch den Drive-In-Schalter eines dieser Schnellrestaurants fragwürdiger Qualität. Es ist einige Jahre her und auch damals schon war ich selten in diesen Etablissements. Daher wusste ich auch nicht von dem Produkt, das in diesen Tagen neu auf der Speisekarte stand.

An der Gegensprechanlage fand dann dieses Gespräch statt:

Mitarbeiter: nimmt meine Bestellung entgegen
Ich: „Das war’s.“
Mitarbeiter: „Möchten Sie denn auch eine Tasche?“
Ich denke: Seit wann fragen sie denn, ob man eine Papiertüte möchte? – Und sage ungläubig: „Ja, klar, gerne.“
Mitarbeiter: „Kirsche oder Apfel?“
Ich: „Ääähm…“
Mitarbeiter: „…“
Ich: „Apfel…?“
Mitarbeiter: „Alles klar. Fünf sechzig bitte am ersten Fenster.“

Ich fuhr also mit einigen Fragezeichen über dem Kopf ans Fenster, bezahlte und bekam eine reguläre Papiertüte ausgehändigt. Des Rätsels Lösung lag ganz unschuldig darin: Frisch auf der Speisekarte befanden sich heiße Apfel- und Kirschtaschen. Meine heiße Apfeltasche zum Nachtisch war sogar ganz lecker!


Bild von Karah Hawkinson auf Pixabay

Über die Motivation, einfach anzufangen

„You will not cry! You will not throw up!“

So schreit mich der digitale Drill Sergeant meiner Sport-App an. Ich muss kurz grinsen, doch angesichts schmerzender Arme und brennender Bauchmuskeln vergeht mir das schnell wieder. Diese App für das tägliche Workout zu Hause versucht mit allen Mitteln, faule Stubenhocker wie mich zum Training anzuspornen. Neben dem Drill Sergeant kann man auch eine Cheerleaderin motivierende Sprüche rufen oder eine Yoga-Lehrerin freundliche Worte säuseln lassen. Wer andere Stilrichtungen bevorzugt, kann dutzende weitere Stimmen herunter laden – für Geld, natürlich.

Das Ziel, das all diese Sportlehrerinnen und -lehrer verfolgen, bleibt das gleiche: „Mach weiter. Hör nicht auf.“ Ein Motto, das mir – und zweifellos vielen anderen Menschen – häufig begegnet. Bei einer Physiotherapie war dies eine der wichtigsten Regeln, wenn nicht sogar das oberste Credo: „Du kommst jeden Tag her und machst das, was an dem Tag möglich ist. Das ist mal mehr, mal weniger, aber es ist jeden Tag ein Schritt hin zu einer Besserung.“

Aber: Ohne Anfang kein Weitermachen

Die Idee, sich überhaupt erstmal zum Machen zu bewegen und kein Ziel festzulegen, finde ich sehr gut. Ganz aus Versehen habe ich das in der Pandemie mit Spaziergängen gegen notorische Rückenschmerzen gemacht. Anfangs ging es nur 20 Minuten, irgendwann wurde daraus eine halbe Stunde, dann eine Dreiviertelstunde und irgendwann stellte ich fest: ich war eine Stunde draußen. Neulich absolvierte ich das erste Mal einen zweistündigen Spaziergang und war stolz, dabei nicht einmal Rückenprobleme bekommen zu haben.

Nicht nur beim Sport ist „erstmal anfangen“ eine gute Taktik. Auch beim Hausputz, beim Renovieren oder wenn man Kochen lernen möchte. Wer sich mit einem Thema zum Start ergebnisoffen auseinander setzt, hat schon den ersten Schritt getan.

Während ich dies schreibe, muss ich über mich selbst lächeln. Denn es klingt, als würde ich einen Motivationsratgeber verfassen und so tun wollen, als hätte ich selbst noch nie einen neidvollen Blick auf den Thron des Prokrastinationskönigs geworfen. Im Gegenteil: Fast immer sitze ich lieber herum und denke über das nach, was ich stattdessen machen müsste. (Vielleicht entstehen sogar diese Zeilen genau aus dem Grund? Das wird niemand je erfahren!)

Früher wussten wir alle, wie „erstmal anfangen“ geht

Mir fällt gerade ein, dass die Taktik „erstmal anfangen“ von uns Menschen ganz instinktiv genutzt wird. Kleinkinder wissen nicht, wie häufig sie hinfallen werden, während sie Laufen lernen. Hätten sie das Bewusstsein eines erwachsenen Menschen, sie würden vielleicht aufgeben und beschließen, dass Krabbeln auch ganz in Ordnung ist.

Anzufangen, das braucht im Erwachsenenalter hauptsächlich Mut. Denn dann wissen wir, wie viel schief gehen kann. Wir sehen, dass andere Menschen mit ihren großen Projekten erfolgreich waren, aber auch, wie viel mehr scheiterten. Doch statt uns in unsere Kindheit zurück zu versetzen und einfach anzufangen, lassen wir es lieber von vornherein sein.

Und deshalb wird von mir auch nie ein Buch erscheinen.

Ein genauerer Blick auf T-Shirts im Ausland

Vor einigen Jahren war ich in China und habe eine interessante Beobachtung gemacht: Die Menschen trugen auffallend oft T-Shirts mit seltsamen Aufdrucken. Häufig hatten sie Schreibfehler, ganz oft ergaben sie auch einfach gar keinen Sinn. Bei vielen U-Bahn-Fahrten brauchte ich mein Smartphone gar nicht mehr in die Hosentasche zu stecken, so viel musste ich mitschreiben. Ein paar der schönsten Fundstücke habe ich hier aufgelistet – natürlich im Original mit etwaigen Tippfehlern. Grundlegende Englischkenntnisse sind beim Lesen hilfreich.

Bevor es los geht, muss ich erwähnen, dass die folgende „Studie“ sicher auch in vielen anderen Ländern hätte stattfinden können, nicht nur in China. Die Zahl der Fundstücke und die Ausmaße der Fehler deuten allerdings darauf hin, dass viele der Käufer nicht verstanden haben, was für Schriftzüge sie sich da anziehen. Daher denke ich, dass die lustigsten Ergebnisse in Ländern zu finden sind, in denen die aufgedruckte Sprache nicht weit verbreitet, aber dennoch in Mode ist.

Die Motivatoren

Es gab da zum Beispiel die Kategorie der motivierenden und lebensbejahenden Sprüche, die positive Stimmung (positive Vibes) verbreiten sollten.

Just live you like without any regrets
Ja, den muss man mehrmals lesen.

Arouse! Nothing is impossible
Das glauben viele, wenn sie einmal aroused sind.

Dictate the tempo
In der Shanghaier U-Bahn ein völlig aussichtsloses Unterfangen.

The only time you should look back is to see how you’ll become
Schau zurück, um herauszufinden, wie du werden wirst.

Be glad for good weather
Es sind die kleinen Dinge.

About good time
Es wurde aber auch Zeit.

I am not perfect but I am limited edition
Mein neuer Spruch für Familientreffen.

Spring-and-summer ready to wear
Gehört sicher zu dem Wetter-Shirt.

Become better and attract better
Mit dem T-Shirt? Unwiderstehlich.

The perfect happyweek
Hoffentlich nicht eine Woche lang das gleiche T-Shirt.

Lucky smile setter
Ja, man muss schon grinsen.

Die Superstarken

Viele der Aufdrucke erinnerten mich an die Transformers und Supermans der 90er. Man darf sich zu allen gerne einen kleinen He-Man oder Popeye vorstellen.

What I create is chaos
Kommt sicher bei den Kolleg:innen gut an.

Take a stand against control
Das fand ich speziell in China amüsant.

Hunt or be hunted
Waidmannsheil!

Fearless forward
Öhm… and fearful backwards.

This is hardcore – subtle and perfect
Genau so stelle ich mir dieses „Hardcore“ vor.

Civil war – choose your side
Nein, so weit soll es bitte gar nicht erst kommen.

Keep calm and ride the lightning
Ein schönes Bild.

Try and catch me.
Hatte wohl das U-Bahn-Ticket nicht bezahlt.

Step by step champion
Das ergibt zumindest mal Sinn. Gut für Sport!

Stay transformed
Widerspricht sich das nicht?

Fear none
Nervöses Augenzucken meiner Englischlehrerin.

Savage base – Hello Kitty
Das Kätzchen ist für seine Brutalität ja bekannt.

Die verwirrenden und die Fehldrucke

In den meisten Fällen verstand ich den Aufdruck einfach nicht. Gerade wenn Sinnlosigkeit mit offensichtlichen Tippfehlern oder sogar Fehldrucken einher gehen, wird es besonders komisch.

GUOOI
Hier, Dings, äh, wie hieß sie noch, diese weltweite Modemarke…

Marvél
Womöglich sind Tippfehler ein Versuch, Lizenzgebühren zu sparen?

Keep and calm
Behalt es ruhig.

butter.
Vielleicht Sandwich-Werbung?

Honeymoon dessert – Faith, hope, love
Fehlt nur noch Lichtnahrung.

I‘m just T-Shirt
Nicht unwahr.

Maybe it was around noon
Ich wüsste schon gerne, was genau gegen Mittag geschah.

Drench fries
Ich mag ja viel Soße, aber das klingt übertrieben.

Hide & seek favorite
Im Herzen Kind geblieben.

Boy – natural camouflage
Hä?

I am FBI
Hiding in plain sight!

Production sample
Produktionsfehler I

Number
Produktionsfehler II

Contents
Produktionsfehler III

I have
Was genau?

Sup
Der Gesprächseinstieg wäre geschafft.

Fairwhale
Machs gut, du fettes Stück!

Choose juicy
Hrr hrr.

Ich würde mich sehr über eine kleine „Studie“ in umgekehrter Richtung freuen: Was für bescheuerte und sinnfreie Sprüche in für Europäer nicht lesbaren Sprachen tragen wir auf T-Shirts und als Tattoos mit uns herum? Ich glaube, da gibt es auch ganz großartige Fundstücke. Zum Abschluss noch ein letzter Aufdruck, sehr wahr und sehr ehrlich:

Nothing changes if nothing changes.