Podcast-Empfehlung: Alles gesagt?

Retro-Mikrofon

„Ach, was ich schon immer mal wissen wollte: …“

Bei diesem Podcast-Format braucht man Ausdauer, dachte ich am Anfang. Während die ersten Folgen noch bis zu drei Stunden lang waren, wurde mittlerweile schon die sechs Stunden-Marke geknackt. Was erzählen die sich denn da so lange?

„Alles gesagt?“ ist ein Interview-Podcast von Christoph Amend (Chefredakteur ZEITmagazin) und Jochen Wegner (Chefredakteur ZEIT ONLINE). Die beiden laden in jeder Folge nur einen einzigen Gast zum Gespräch. Sie sind außerordentlich gut vorbereitet („wir haben ja wirklich alles über Sie gelesen, was jemals veröffentlicht wurde“) und bringen darum auch genug Fragen mit. So wurde mir tatsächlich bislang noch kein Podcast langweilig – selbst wenn es häufig um Politik geht. Die Themen wechseln sich häufig ab und zwischendurch wird ohnehin ständig gegessen und getrunken. Gäste sind Personen aus Wirtschaft, Politik und Medien.

Das Besondere: Erst wenn der Gast beschließt, dass jetzt „alles gesagt“ sei, wird der Podcast – schlagartig – beendet. Darum sind alle Folgen verschieden lang. Manche Personen sprechen eben gerne länger. Also: Wer wissen will, was Herbert Grönemeyer von Spotify hält, wie rasant der Zalando-Chef Rubin Ritter seine Firma aufgebaut hat und wie der Sternekoch Tim Raue seine schwierige Jugend als Motivator für seine Karriere nutzen konnte, dem sei dieser Podcast wärmstens empfohlen.

Alles gesagt?


Titelfoto: Maciej Korsan/StockSnap.io

„Fräulein Meier, schicken Sie bitte ein Fax an…“

Na, wer kennt es noch? Das gute, äußerst alte Faxgerät. In Deutschland vermutlich auch in 2019 weiterhin bei offiziellen Stellen eher akzeptiert als eine E-Mail. Die Gründe dafür liegen auf der Hand und sind auch leider nicht von derselben zu weisen. Und das, obwohl jeder, der sich im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte befindet, anerkennen sollte, dass Faxmaschinen mittlerweile ausgedient haben. Äh. Sollten. Ausgedient haben sollten.

Wie dem auch sei, hier geht es gar nicht um eine Gesellschaftskritik. Ich will erzählen, wie es damals war. Bei Privatleuten wie meiner Familie zog das Faxgerät irgendwann klammheimlich ein und rührte die Kommunikation auch nicht besonders um. Ich meine, was bringt das schon? Ständig ist das teure und aufwändig zu beschaffende Thermopapier leer und wenn man dann mal ein Fax schicken möchte, geht der Empfänger ans Telefon und die Übertragung funktioniert nicht.

Eines Tages aber gab es doch einmal so einen Moment. Die SMS war noch nicht erfunden, Telefonieren war irgendwie out, das Internet gab es noch nicht – was also tun? Ich saß tatsächlich nachmittags vor dem Faxgerät und schrieb Kurznachrichten an Freunde. Die ebenfalls vor ihren Geräten saßen. Und schrieben. Und schickten. So unterhielten wir uns in der Gruppe über mehrere Ecken per Faxgerät. Eine total zeitraubende Art der Kommunikation.

So kam es aber, dass einer dieser Empfänger Hunger äußerte und ich kurzerhand die Pappschachtel einer Tiefkühlpizza ins Faxgerät schob. Die Übertragung dauerte ziemlich lange, aber das Ergebnis konnte sich buchstäblich sehen lassen.

Abschließend noch der zweisekündige Ausschnitt eines weltbekannten Films. Man sieht: Es gab eine Zeit, in der diese Technik als äußerst modern galt!


Titelfoto: Wendelin Jacober von Pexels

Von Koop-Spielen und einem Hobbykeller

Manchmal bin ich Nerd. Die Liste meiner Podcasts ist gut gefüllt mit allgemeinen Technik- und speziellen Apple-Podcasts, in meiner Wohnung fliegt mehr Elektronik herum als nötig und wenn man mich auf die richtige Weise anstupst, kann ich endlose und schrecklich langweilige Monologe über die Technikszene halten. My useless superpower.

Wo kommt das her? Zunächst braucht es dafür natürlich eine allgemeine Interessenslage. Außerdem darf oder muss ich mich wohl als Millennial outen – was man vielleicht als „generationelle Disposition“ bezeichnen kann. Hinzu kommt aber, dass ich familiär bedingt auch schon früh mit Computern zu tun hatte: Sie standen halt sowieso im Hobbykeller herum.

Hobbykeller. Auch so ein Ding der Neunziger. Wir hatten zwar nie einen dieser typischen Partykeller mit kleiner Bar, Korkbeschlag und Fotos der letzten Kegeltouren. Wofür ich im Übrigen sehr dankbar bin. Bei uns bestand dieser Kellerraum stattdessen aus einer Fernseh-Ecke sowie erst einem, später zwei alten Schreibtischen mit Computern.

Ich weiß noch, wie ich irgendwann den ersten Nadeldrucker sah. Und hörte. Unglaublich laut, diese Dinger. Man kennt sie vielleicht aus Arztpraxen. Wenn die Geräte mal ganze DIN A4-Seiten drucken – damals natürlich auf Endlospapier – dann macht das ordentlich Lärm. Darum gab es für unser Exemplar sogar einen speziellen, mehrere Zentimeter dicken Schallschutz-Kragen. Ein Monstrum von Drucker. Aber bald konnte er nicht nur einfachen Text, sondern auch fett, kursiv und unterstrichen drucken. Diese Neuheit begrüßte ich damals ähnlich euphorisch wie ich heutzutage ein neues Auto willkommen heißen würde.

Der erste Computer brachte auch rudimentäre Spiele mit sich. In 2D natürlich. Snake war dabei, später kamen Schwergewichte wie Monkey Island, ein Spiel, das sogar schon Anflüge von 3D-Elementen aufwies. Die Software kam auf etwa zehn Disketten daher und war damit um die 15 MB groß. Das entspricht etwa 15 Minuten Musik von Spotify oder fünf normalen Fotos vom Smartphone. Zum Vergleich: Dieser Tage sind Spiele gerne mal 70 GB groß, was knapp 50 Tagen Musik oder 23.000 Fotos entspricht – die Zeiten haben sich geändert.

Ob ich mich bei den Zahlen nun verrechnet habe oder nicht: Die damaligen Spiele waren regelrechte Straßenfeger. Mitunter versammelten sich Freunde und Freundesfreunde vor unserem Bildschirm und wir lösten gemeinsam mit Guybrush Threepwood Rätsel oder spielten Snake – zu viert an einer Tastatur. Das war eine Gaudi, auch mal stundenlang.

Irgendwann wurden aus einem Computer dann zwei. Da wir nur einen (mittlerweile Tintenstrahl-)Drucker zur Verfügung hatten, aber beide Geräte drucken können sollten, wurde ein Druckernetzwerk angeschafft. Was heute mit einigen Klicks drahtlos und per WLAN geschieht, bedeutete für uns Laien damals mehrwöchigen Aufwand. Es mussten spezielle Funktionen in tief versteckten Systemeinstellungen an-, aus- oder umgeschaltet werden, damit die beiden Computer sich einen Drucker teilen konnten.

Was wir erst hinterher feststellten: Durch die Verkabelung entstand auch ein Netzwerk zwischen den beiden Computern. Was wir ebenfalls erst später feststellten: Warcraft II, das wir gerade gerne spielten, kam mit einem Netzwerkmodus daher. In dem Taktikspiel ging es darum, Orks gegen Menschen antreten zu lassen. Man konnte gegen den Computer oder auch zu zweit spielen – gegeneinander oder verbündet gegen den Computer. Heutzutage nennt man sowas wohl Koop-Spiele. Ich komme da auch nicht mehr so ganz mit. Hier der Trailer aus dem Jahr 1995:

Nach weiteren Wochen des Ausprobierens – auch Netzwerkspiele hatten ihre eigenen Einstellungen, ja das war damals wirklich schwierig, wenn man keine Ahnung hatte – also jedenfalls nach Wochen des Ausprobierens klappte dann tatsächlich die Verbindung. Wir waren spielbereit und sahen natürlich alles andere als so aus wie der junge Mann auf dem Artikelfoto.

So verbrachten wir dann mitunter auch mal mehr Stunden im sommerkühlen Keller als draußen an der frischen Luft. Ich denke trotzdem gerne an diese spaßigen Stunden zurück. Da brauchte es kein „PlayStation Plus-Abo“, keinen hochgerüsteten Computer mit Wasserkühlung und auch keine VR-Brille. Nur zwei lokale Geräte, ein paar Kabel und einige Wochen Geduld. So lange dauerte ohnehin die Installation dieser Spiele (jedenfalls fühlte sich das so an). Außerdem traf man sich im echten Leben und spielte, während man sich gegenüber saß.

Dieser Tage huscht mir manchmal noch ein Lächeln über das Gesicht, wenn ich in der Getränkeabteilung Malzbier sehe: Das gab es damals immer für uns knallharte Typen. Und dann freue ich mich, greife zu und hocke nochmal kurz mit drei Leuten vor der Tastatur, während die bunten Snake-Schlangen sich über den Bildschirm schlängeln. Gute, alte Zeit.


Titelfoto: Philippe Oursel by Unsplash