Es ist bereits alles geschrieben – nur noch nicht gesagt

Aufgeräumte, symmetrische Ordnung von Büchern in kühl gehaltenem Design

Apple hat mit dem iPhone innerhalb der vergangenen zehn Jahre 655 Millarden Dollar Umsatz (ungefähr 610 Mrd. Euro) erwirtschaftet.

Wenn wir annehmen, dass ein Roman etwa zehn Euro kostet, hätte man dafür also 61 Milliarden Bücher kaufen können. Ein Roman hat im Schnitt etwa 100.000 Wörter, zusammen landen wir also bei über sechs Trilliarden Wörtern. Viel Holz und große Zahlen.

Wozu diese sinnlose Rechnung? Ganz einfach: Alle Wörter, die in diesen Büchern stehen, existieren bereits. Sie sind schon geschrieben. Nun, vielleicht nicht unbedingt mit Meißel und Stein, Feder und Tinte oder Tastatur und Fingern – aber es gibt sie doch.

Wo? Tja, ein findiger Programmierer hat sich den Spaß gemacht und eine Datenbank ins Leben gerufen, in der man sie abrufen kann. Zumindest einen Teil davon, wenn ich das richtig verstanden habe. In der Library of Babel kann man eine beliebige Zeichenfolge eingeben und das Programm zeigt, an welcher Stelle in der imaginären Bibliothek genau diese Abfolge von Buchstaben zu finden ist. Und: es ist kein Fake.

Ein Auszug aus der „About„-Seite:

The Library of Babel is a place for scholars to do research, for artists and writers to seek inspiration, for anyone with curiosity or a sense of humor to reflect on the weirdness of existence – in short, it’s just like any other library. If completed, it would contain every possible combination of 1,312,000 characters, including lower case letters, space, comma, and period. Thus, it would contain every book that ever has been written, and every book that ever could be – including every play, every song, every scientific paper, every legal decision, every constitution, every piece of scripture, and so on. At present it contains all possible pages of 3200 characters, about 104677 books.

Das Besondere: Die Zeichenfolgen sind auf ewig an genau dieser Stelle zu finden.

Der oben stehende Satz findet sich zum Beispiel für immer auf Seite 348 von 410 im Buch 23, das im Regal 2 an Wand 2 eines bestimmten Hexagons in der digitalien Bibliothek steht: https://libraryofbabel.info/bookmark.cgi?ikoycsp,xl348 (Eine Browsersuche nach dem Text funktioniert wegen eines Zeilenumbruchs nicht; der Satz ist irgendwo in der Mitte zu finden.)

Der Schlüssel zum richtigen „Raum“ in der Bibliothek ist die Angabe des korrekten Hexagons. Man kann den Text damit auch ohne Direktlink finden, was belegt, dass er tatsächlich für immer an dieser einen Stelle steht. Wie geht das?

  • https://libraryofbabel.info/
  • Browse
  • Das Hexagon kopieren und in das Textfeld einfügen und die Enter-Taste drücken
  • Wall: 2
  • Shelf: 2
  • Volume: 23
  • Page: 348 (Enter-Taste)
  • Ta-daa! In Zeile 20 startet der Satz.

Was bringt uns das Ganze? Das kann ich leider nicht beantworten. So etwas wie Grundlagenforschung vielleicht, oder es ist einfach der teilweise erfolgreiche Versuch, „alle Zeichenfolgen“ zu speichern, ohne riesige Datenmengen zu verbrauchen. Denn das scheint nicht der Fall zu sein.

So oder so ist das Projekt lustig und spannend zugleich. Wo findet man zum Beispiel seinen eigenen Namen oder was findet man, wenn man seine Geburtsdaten eingibt…?

Podcast-Empfehlung: Apfelfunk

Retro-Mikrofon

„Hier, du kennst dich doch mit Apple und so aus.“

Immer, wenn mir das gesagt wird, führt das unweigerlich zu einer Fragerunde, die in einer monologartigen Fachsimpelei meinerseits endet. Eher zu spät merke ich, dass ich mein Gegenüber längst verloren habe – meist erkennbar an glasigen Augen und einem „hätte ich doch nicht gefragt“-Gesichtsausdruck.

Ganz anders beim Apfelfunk. Da treffen sich ein „deutsches Nordlicht und ein Schweizer von der Alm“ und simpeln so richtig fach. Bis zu anderthalb Stunden geht das wöchentlich. Das Ding: Im Gegensatz zu mir haben die beiden Tech-Journalisten wirklich Ahnung.

Auch wenn die beiden Early Adopter die Produkte mit dem Apfel lieben, haben sie auch häufig etwas daran auszusetzen. Das gefällt! Der Podcast ist trotzdem nur etwas für Menschen, die tief rein gucken wollen: Es geht um Ankündigungen, Einschätzungen, Umfragen, Software und natürlich die neuesten Gerüchte rund um alle Apple-Geräte von der Uhr über iPhone und iPad bis zum Mac. Vielleicht auch um das neue Apple-Auto oder Virtual Reality?

Apfelfunk


Titelfoto: Maciej Korsan/StockSnap.io

Wenn Stau witzig wird

Zugegeben: Stau ist selten witzig. Nur, wenn man selbst nicht drin steht. Lediglich davon hört. Während man auf dem Sofa liegt. Oder im Auto in der Sonne sitzt und in die entgegengesetzte Richtung fährt. 

So ist mir das neulich passiert. Wir fuhren Richtung Niederlande auf der A4 entlang der aus verschiedenen Gründen fragwürdigen Allee der Bäume des Jahres. Na, zumindest bietet sie einen gewissen Wiedererkennungswert. 

Das Radio dudelte so vor sich hin, wir ließen die Nachrichten über uns ergehen. Irgendein orangener Depp hatte sich wieder einmal in der Welt daneben benommen. Nichts Neues. Dann kam die Stauschau. Zahlreiche Sperrungen auf der A3, nicht unsere Route. Dann: „Die A3 ist in Höhe XY zusätzlich blockiert – dort ist ein Putenlaster umgekippt.“ 

Ein was?

„Der Laster versperrt die ganze Fahrbahn. Die meisten Puten haben den Unfall nicht überlebt. Die verbleibenden Tiere sind größtenteils verletzt, so dass sie noch vor Ort vom Veterinär getötet werden müssen.“

Ein Putenlaster?

„Bitte stellen Sie sich auf lange Wartezeiten ein, die Vollsperrung wird mindestens noch zwei Stunden dauern.“

Mein erstes Gefühl war Betroffenheit für all die armen Tiere. Auf der anderen Seite waren sie wahrscheinlich ohnehin auf dem Weg zur Schlachtung. Blieb die Frage, wie sie denn aussehen würde, so eine Massenschlachtung bei sommerlichen 30 Grad mitten auf der Autobahn. 

Ein groteskes Bild von wild herum flatternden Flügeltieren auf einer Teerbühne vor Zuschauern in Autos formte sich vor meinem inneren Auge und ich musste grinsen. Wie im Autokino. So tragisch der Unfall war, so skurril war der Gedanke auch. 

Es ist im Übrigen nicht übermittelt, ob denn Menschen zu Schaden gekommen sind – was ebenfalls nicht einer gewissen Komik entbehrt, da es offenbar nicht so wichtig schien.