Der fünf Minuten-Mann oder warum man Hobbys pflegen sollte

In meiner Nachbarschaft gibt es diesen Mann. Er hat eine merkwürdige Angewohnheit: Er besitzt zwei Autos, die immer im Wendehammer herumstehen. So weit, so harmlos. Aber die Betonung liegt auf „immer“, denn er fährt sie fast nie.

Aber: Es sieht so aus, als würde er jeden Tag fünf Minuten investieren und ihre Motoren checken. Scheinbar jeden Morgen öffnet er eine Motorhaube, beugt sich in den Motorraum und schraubt hier, ölt da, klopft dort. Dann macht er alles mit einer kleinen Bürste sauber, wischt sich die Finger an einem alten, öligen Lappen ab und schließt die Motorhaube. Fertig.

Immer, wenn ich mein Auto neben seinen parke, bin ich noch vorsichtiger als sonst: Diesen liebevoll gepflegten Vehikeln möchte ich auf keinen Fall auch nur die kleinste Schramme zufügen. Zwar sind sie alles andere als gut in Schuss: stellenweise recht rostig sogar, und an einigen Stellen ziemlich moosig. Aber das macht ja nichts – der Wille zählt.

Ich finde es großartig, mit welchem Elan der Herr sich regelmäßig um seine beiden Schätzchen kümmert. Wenn seine „fünf Minuten“ mit meinem Frühstück zusammenfallen, schaue ich ihm gerne zu. Für mich ist das total entspannend, vielleicht wegen der unumstößlichen Regelmäßigkeit, in der seine Autoschrauberei geschieht.

Themenwechsel.

Neulich kam ich bei einem Spaziergang am Bonner Comicladen vorbei. Auch wenn es von außen nicht so aussieht: Das Geschäft ist eine Institution, es gibt das Geschäft schon seit Ewigkeiten. Im Erdgeschoss findet man hunderttausend Comics aus aller Welt und zu jeder noch so abgefahrenen Sparte. Das Obergeschoss ist aber ebenfalls sehr interessant:

Denn der Comicladen bietet nicht nur Comics an, er ist auch Treffpunkt für Spielerinnen und Spieler allerlei Genres und mit allen Spielutensilien: Würfel, Karten, Pen & Pencil – und was es sonst so alles gibt. Große Rollenspielparties finden (oder fanden?) hier genau so statt wie zufällige „Rendevous“. Als ich jung war, war hier immer viel los. Ich gehörte nie zur Gruppe derer, die sich dort trafen, war aber begeistert von der Atmosphäre.

Ich machte einen Abstecher nach oben. Da saß ein Jugendlicher am Tisch, sortierte Magic-Karten und wartete auf andere. Er hatte sogar etwas zu Trinken und ein Sandwich dabei – weil es ja länger dauern könnte. Ich fand das großartig. Der Junge saß da einfach, schaute jeden Neuankömmling auf dem Stockwerk interessiert an und war ansonsten mit seinen Karten beschäftigt.

Diese beiden Beispiele haben mir gezeigt, wie wichtig Hobbys sind. Man geht darin auf, verliert sich im eigenen Tun und schaltet den Rest der Welt aus. Ob man seine Erfüllung nun darin findet, regelmäßig den Garten umzugraben, in eine Tastatur oder Klaviatur zu tippen, zu reisen, an einem Auto zu schrauben oder Karten auszutauschen – das ist ganz egal. Hingabe ist es, was eine Tätigkeit zu einem Hobby, zu einer Leidenschaft werden lässt. Ein wie auch immer gemessener „Erfolg“ spielt dabei, wenn überhaupt, nur eine minderwertige Rolle. Weil für den Menschen die Tätigkeit allein bereits der Erfolg ist.

Und was ist dein Hobby?


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Skifahren

Sich morgens aus dem Bett schälen, noch müde von gestern. Aber die Vorfreude auf den Tag kribbelt im Bauch und macht wach – sogar die Sonne scheint!

Ein deftiges Frühstück wartet, zu viel gibt es nicht. Für später packen wir uns ein Brötchen ein. Dann geht es in den Keller zur Holzheizung. Alles trocken und warm. Anziehen, losfahren. Im Auto müde Augen und wenig Gespräch. Parken, Anstellen und in die Gondel steigen. Warten. Die Aussicht genießen. Herzklopfen.

Wenig später ist es da: Das ersehnte Knirschen von Schuhen im Schnee. Wir schnallen uns die Bretter an die Schuhe und es geht los. Kalte Luft im Gesicht und den Lungen, das unverwechselbare Geräusch, das Skier auf frisch planiertem Schnee machen.

Ein Skiurlaub ist anders als ein Städtetrip, ein Strand- oder Partyurlaub. Allem voran ist er eines: anstrengend! Bislang waren wir immer die gesamte Öffnungszeit des Hauptliftes auf der Piste, also von etwa 8:30 bis 16 Uhr. Unterbrochen wurde der sportliche Teil nur von den Zwangspausen im Lift und einer Mittagspause in einem der vielen Restaurants entlang der Routen.

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„Könnt ihr bitte leiser spielen?“

Ich werde alt.

Das allein ist nichts Besonderes. Aber wir haben da diesen Spielplatz. Direkt hinterm Haus. Der, so scheint es, Familien dazu bringt, hier gerne hin zu ziehen.

Wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme, ziemlich müde bin und ein kleines, wie heißt das heutzutage, „Powernapping“ machen möchte, dann ist das manchmal gar nicht möglich. Weil Rutscheautos über den Steinboden gezogen werden müssen. Weil man mit lautem Geschrei Fußball spielen muss. Und weil die ersten zwischenmenschlichen Konflikte ausgetragen gehören. Genau vor meinem Schlafzimmerfenster. So sehr ich die sonnigen Monate mag, ein klirrend kalter Winter hat auch seine Vorzüge.

Ja, und wenn ich mich solchen Gedanken hingebe, dann komme ich mir vor wie ein alter Griesgram, der Kindern ihren Spaß nicht gönnt. Der durch wütendes „Ruhe!“-Brüllen seine eigene Blödheit kaschiert, denn er ist ja freiwillig in eben diese Wohnung gezogen, obwohl der Spielplatz mitsamt den Kindern schon länger da war.

Und dann endlich denke ich an meine eigene Kindheit und muss lächeln.

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