Die Macht der Tinte

Damals, als Robin Hood den Sherwood Forest und Nottingham unsicher machte, da hatte ein mit Tinte und Papier verfasstes Dokument noch eine gewichtige Bedeutung. Heutzutage schreiben wir unter unsere E-Mails: „Bitte schonen Sie unsere Umwelt und prüfen, ob diese E-Mail wirklich ausgedruckt werden muss.“ In grün. Mit einem kleinen Bäumchensymbol daneben. Nicht selten landet ein frisch gedrucktes Blatt dann aber im Papierkorb, weil man eben doch nicht vorher geprüft hat, ob diese E-Mail wirklich hätte ausgedruckt werden müssen.

Und überhaupt: Der Weg vom Papierdokument zur E-Mail ist – bei all meiner Begeisterung für diesen digitalen Fortschritt diese Veränderung – nicht ausschließlich so etwas wie großartig. Durch unseren inflationären Gebrauch ist aus einem ehemaligen Kommunikationsmittel die Kommunikation selbst geworden. Will heißen: Oftmals schreibt man eine E-Mail einfach nur des Schreibens willen, ohne großen Inhalt. Oder sagen wir, ohne offensichtlichen Inhalt. Es geht dann eher um „schau, um wie viel Uhr ich noch E-Mails schreibe“ oder „ich habe die Nachricht bekommen und werde mich nicht kümmern“.

Das Verfassen einer Nachricht um des Inhalts willen ist etwas in den Hintergrund getreten und das ist schade. Wahrscheinlich existieren aus diesem Grund Angebote wie Postcrossing, bei dem man Postkarten an Fremde in aller Welt schickt und auch welche zurück bekommt. Es gibt auch Smartphone-Apps, in die man seine Urlaubsbilder hochlädt und die dann als echte Postkarte an den Empfänger gesandt werden. Also eine Karte mit Selfie vom Strand auf Zypern, persönlichem Gruß und echter Briefmarke aus… Deutschland. Nun ja.

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Podcasts IV

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Neulich in der Tagesschau:

Erstaunlich, dass es noch Menschen gibt, die nicht täglich Podcasts hören!

Ist natürlich gelogen, aber unterschreiben würde ich es trotzdem. Tatsächlich könnte ich die Hörschnipsel gar nicht mehr aus meinem Leben wegdenken. Und auch wenn viele davon Klamauk sind, so kommt es doch einigermaßen regelmäßig vor, dass ich in irgendeinem Gespräch plötzlich sage: »Ach, da hab ich neulich in einem Podcast was drüber gelernt!« Ein großartiges, fantastisches Medium. Nicht ohne Grund macht auch Audible, Tochter von Amazon, jetzt in Podcasts.

Es ist Zeit für eine Aktualisierung meiner Podcast-Liste.

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Annäherungsversuche – früher und heute

Jeder flirtet anders. Neulich saß ich mit einigen Kollegen in einem Restaurant, da näherte sich ein älterer Herr unserem Tisch. Er deutete auf den „Saint-Tropez“-Schriftzug auf dem Oberteil einer Kollegin und sagte: „Entschuldigen Sie, dass ich Sie anspreche. Aber… waren Sie denn schon mal in Saint-Tropez?“ Sie antwortete höflich und die beiden kamen kurz ins Gespräch über Frankreich und die schöne Gegend, dann setzte er sich zurück an seinen eigenen Platz ein paar Tische weiter. Wir amüsierten uns ein bisschen über den Charmeur der alten Schule und dass er womöglich ein Millionär wie aus „Manche mögen’s heiß“ sei.

Modernere Flirts sehen ja ganz anders aus. Da wischt man hin und her und drückt damit seine Zustimmung oder Ablehnung aus – Tinder ist gemeint. Ich habe es selbst nie ausprobiert, aber die Sehnsucht anderer mit einem Finger wegwischen zu können, verspricht ein nie versiegender Quell an allem zwischen Sadismus, Voyeurismus und Nächstenliebe zu sein.

Ohnehin scheint Onlinedating das komplette Gegenteil zu unaufdringlicher Ansprache möglich zu machen. Auf entsprechenden Websites genügt schon die bloße Anwesenheit, um solche Anfragen zu bekommen: „Hi, ficken?“ – Da frage ich mich, ob das überhaupt noch als Flirten bezeichnet werden kann oder ob dieser Kandidat den Schritt nicht einfach übersprungen hat. Und den folgenden. Und den darauf auch.

Die Zeiten ändern sich. Vor einigen Jahren saß ich mit Kollegen im Restaurant – schon wieder, aber es waren ein anderes Restaurant und auch andere Kollegen. Also, mitten während der Unterhaltung legte plötzlich ein adrett angezogener „Businessmann“ einer Kollegin eine Visitenkarte hin, murmelte etwas unverständliches und ging.

Wir stellten schnell fest, dass auf dem Stück Papier etwas notiert war wie: „Sie sind mir aufgefallen. Falls Sie Interesse haben, melden Sie sich doch einmal bei mir.“ – Was soll man davon halten, ist das nun stilvoll oder plump? Amüsiert gingen wir zurück ins Büro und vergaßen die Sache für eine Weile. Einige Tage später standen wir in anderer Zusammensetzung herum und tratschten über das Thema, bis plötzlich eine Kollegin rief: „Was, der hat euch eine Karte von sich gegeben? Das ist mir auch kürzlich passiert, im gleichen Restaurant!“

Da verteilte also jemand fröhlich Visitenkarten unter den Damen? Selbst mir, der ich bis dahin noch der „das ist aber ein schöner Stil“-Fraktion angehört hatte, war das etwas zu viel. Und es erinnert ein bisschen an das Schießen mit einer Schrotflinte: Irgendwas wird man schon treffen!

Treffen ist ein gutes Stichwort, denn das wollte der ältere Herr aus der ersten Geschichte auch: Etwa eine Stunde nach dem ersten Gespräch mühte er sich wieder an unseren Tisch – für ihn tatsächlich ein ziemlicher Aufwand, da er dafür Gehstöcke und einiges an Zeit benötigte. Dennoch machte er sich gleich auf zu meiner Kollegin mit dem schönen Schriftzug auf dem Dekolleté und fragte: „Möchten Sie denn nochmal nach Saint-Tropez?“

Ich bin fest der Meinung, dass das ihre Chance auf einen Platz auf einer Milliardärsjacht war. Leider ließ sie sie offensichtlich verstreichen, denn am nächsten Tag traf ich sie wieder im Büro.