Annäherungsversuche – früher und heute

Jeder flirtet anders. Neulich saß ich mit einigen Kollegen in einem Restaurant, da näherte sich ein älterer Herr unserem Tisch. Er deutete auf den „Saint-Tropez“-Schriftzug auf dem Oberteil einer Kollegin und sagte: „Entschuldigen Sie, dass ich Sie anspreche. Aber… waren Sie denn schon mal in Saint-Tropez?“ Sie antwortete höflich und die beiden kamen kurz ins Gespräch über Frankreich und die schöne Gegend, dann setzte er sich zurück an seinen eigenen Platz ein paar Tische weiter. Wir amüsierten uns ein bisschen über den Charmeur der alten Schule und dass er womöglich ein Millionär wie aus „Manche mögen’s heiß“ sei.

Modernere Flirts sehen ja ganz anders aus. Da wischt man hin und her und drückt damit seine Zustimmung oder Ablehnung aus – Tinder ist gemeint. Ich habe es selbst nie ausprobiert, aber die Sehnsucht anderer mit einem Finger wegwischen zu können, verspricht ein nie versiegender Quell an allem zwischen Sadismus, Voyeurismus und Nächstenliebe zu sein.

Ohnehin scheint Onlinedating das komplette Gegenteil zu unaufdringlicher Ansprache möglich zu machen. Auf entsprechenden Websites genügt schon die bloße Anwesenheit, um solche Anfragen zu bekommen: „Hi, ficken?“ – Da frage ich mich, ob das überhaupt noch als Flirten bezeichnet werden kann oder ob dieser Kandidat den Schritt nicht einfach übersprungen hat. Und den folgenden. Und den darauf auch.

Die Zeiten ändern sich. Vor einigen Jahren saß ich mit Kollegen im Restaurant – schon wieder, aber es waren ein anderes Restaurant und auch andere Kollegen. Also, mitten während der Unterhaltung legte plötzlich ein adrett angezogener „Businessmann“ einer Kollegin eine Visitenkarte hin, murmelte etwas unverständliches und ging.

Wir stellten schnell fest, dass auf dem Stück Papier etwas notiert war wie: „Sie sind mir aufgefallen. Falls Sie Interesse haben, melden Sie sich doch einmal bei mir.“ – Was soll man davon halten, ist das nun stilvoll oder plump? Amüsiert gingen wir zurück ins Büro und vergaßen die Sache für eine Weile. Einige Tage später standen wir in anderer Zusammensetzung herum und tratschten über das Thema, bis plötzlich eine Kollegin rief: „Was, der hat euch eine Karte von sich gegeben? Das ist mir auch kürzlich passiert, im gleichen Restaurant!“

Da verteilte also jemand fröhlich Visitenkarten unter den Damen? Selbst mir, der ich bis dahin noch der „das ist aber ein schöner Stil“-Fraktion angehört hatte, war das etwas zu viel. Und es erinnert ein bisschen an das Schießen mit einer Schrotflinte: Irgendwas wird man schon treffen!

Treffen ist ein gutes Stichwort, denn das wollte der ältere Herr aus der ersten Geschichte auch: Etwa eine Stunde nach dem ersten Gespräch mühte er sich wieder an unseren Tisch – für ihn tatsächlich ein ziemlicher Aufwand, da er dafür Gehstöcke und einiges an Zeit benötigte. Dennoch machte er sich gleich auf zu meiner Kollegin mit dem schönen Schriftzug auf dem Dekolleté und fragte: „Möchten Sie denn nochmal nach Saint-Tropez?“

Ich bin fest der Meinung, dass das ihre Chance auf einen Platz auf einer Milliardärsjacht war. Leider ließ sie sie offensichtlich verstreichen, denn am nächsten Tag traf ich sie wieder im Büro.

Zwei Fäuste für ein Halleluja – Bud Spencer ist tot

Stimmt es, was in dem Internet gesagt wird? Dass das Jahr 2016 zu viele Größen dahin rafft? Wie dem auch sei: Bud Spencer prügelt sich nun auch im Himmel.

Ach, ich erinnere mich, als wenn es gestern gewesen wäre: Als Kind am Wochenende vor der Glotze zu sitzen, ähm, so nannte man damals mitunter ein Fernsehgerät, und den beiden Haudegen Bud Spencer und Terence Hill dabei zuzusehen, wie sie die Bösewichte dieser Welt übers Knie legten.

Meine Eltern hatten immer einen guten Blick darauf, welche Filme zu meinem Alter passten. Die netten Prügelfilme durfte ich aber schon ganz früh ansehen. Ein Grund dafür mag gewesen sein, dass trotz der rohen Gewalt nie Blut floss und auch nie jemand starb – jedenfalls nicht zu offensichtlich.

Die beiden kämpften außerdem immer für das Gute. Auch wenn sie das manches Mal gar nicht vor hatten und eher aus Versehen in diese Rolle geschubst wurden. Und: Es gab wegen der witzigen Dialoge und Sprüche immer was zu lachen.

Zum Glück werden die Filme mit Bud Spencer und Terence Hill häufig wiederholt. Ich bin dann wieder Kind, lümmele auf der Couch herum und freue mich jedes Mal aufs Neue, wenn die Bösen ihre berühmten Ohrfeigen bekommen.

Mach’s gut, Plattfuß.


Übrigens: Der Podcast „Young in the 80s“ hat den beiden Fernsehstars eine komplette Folge gewidmet. Zwei Stunden Schwelgen in Erinnerungen! Ich kann nicht nur diese Folge, sondern den gesamten Podcast wärmstens empfehlen.

Hotpot: Der asiatische Feuertopf

Neulich war ich ein paar Tage krank. Schuld war wahrscheinlich der chinesische Feuertopf, auch Hotpot genannt. Aber was ist das überhaupt?

Hotpot ist ein Gericht mit vielen Möglichkeiten, das das Essen so kommunikativ macht wie Fondue und bei dem sich alle am Tisch um einen Topf scharen – je nach Gruppengröße auch um mehrere Töpfe. Das Prinzip kommt aus Asien und wurde dort perfektioniert. Als die Stadt des Hotpots gilt Chengdu in der Provinz Sichuan im Herzen Chinas. Schon am Flughafen soll man den Hotpot riechen können, zur Essenszeit soll der Duft die ganze Stadt umwehen. Auch wenn das vielleicht eine Übertreibung eines Hotpotbegeisterten sein mag – die Einwohner der Stadt lieben die Mahlzeit unumstritten.

Für einen Hotpot braucht man: Eine Herdplatte (Gas oder Induktion tun es natürlich auch), einen Topf mit Wasser und eine Menge an Gewürzen sowie die Hauptzutaten: Tofu, Fleisch, Fisch und allerlei Seegetier und Seegras sowie alles erdenkliche Gemüse und mitunter sogar Backwerk – und dies in allen Varianten und Formen. Mit anderen Worten: Im Topf landet später alles Essbare, das nicht süß ist, also keine Früchte.

Das Wasser im Topf wird erhitzt und stark gewürzt. Sobald es brodelt, wird die erste Fuhre der rohen Zutaten hinein gegeben und gewartet, bis sie gekocht sind. Sodann fischt sich jeder das, was er gerne essen möchte, aus dem Topf. Dazu gibt es in der Regel Reis mit selbst zusammenstellbaren Soßen und Dips aus Sojasoße, Knoblauch, Frühlingszwiebeln, Erdnusscreme und je nach Angebot dutzender anderer Gewürze, die man hierzulande teilweise weder kennt noch kaufen kann.

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