Auf der Suche nach Freiheit

Im Buch »Ketala« von Fatou Diome bin ich auf folgendes Zitat gestoßen:

Freiheit, Freiheit, o süßes Wort in aller Munde. Leicht zu verlangen, schwer zu erlangen, so ist die Freiheit. […] Verzicht, Schmerz und Kampf sind die Lianenstränge, die zur Freiheit führen. Um sie zu erreichen, muß man sich mutig über den Abgrund wagen. Wer den freien Fall fürchtet, klammert sich an den Baum des Bereuens. Freiheit ist kein gemachtes Nest, sondern eine wilde Liane, die dich trägt oder fallen läßt. Dieser Ungewissheit ziehen viele das sichere Mittelmaß vor.

Freiheit als Gut, für das man kämpfen muss? Dem stimme ich teilweise zu. Wer in Deutschland geboren wird, muss sich seine Freiheit in aller Regel nicht erst erarbeiten, dafür bietet dieses Land ein bereits gut gepolstertes, warmes Nest. Jedoch: Das ist wahrlich nicht überall auf unserem Globus so, um das zu erfahren, braucht man nur wahllos irgendeine Tageszeitung aufzuschlagen.

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Wenn Männer grillen

Es ist und bleibt ein Geheimnis, weshalb sich das Gerücht hält, dass Grillen für Männer etwas Animalisches habe, etwas, das Frauen nur ansatzweise nachvollziehen könnten. Die Männer scharen sich ums Feuer, erzählen sich wilde Geschichten über die Jagd des Tieres, das da in ihrer Mitte über den Flammen brutzelt und stoßen mit Bier darauf an.

Mir hat sich das ehrlich gesagt nie ganz erschlossen, wenngleich ich trotzdem eine gewisse Freude nicht verstecken kann, wenn die Kohlen anfangen zu knistern und das erste Stück Bratfleisch das heiße Grilleisen berührt. Sobald dann der Duft des knusprig-Marinierten durch die Straße weht, dann fühlt man den Sommer.

So oder so ähnlich hätte es damals bei dieser einen Begebenheit vielleicht auch sein sollen, aber: zu viele Köche verderben den Brei und zu viele Männer verderben das Grillen. So auch im Spätsommer des Jahres 2004, als ich zu einer großen Familienfeier eingeladen war. Es waren viele Leute da und so wurden nur wuchtige Töpfe, Pfannen und Schüsseln gebraucht und sackweise Essen angefahren. An diesem einen Abend, das Mittagessen war bereits vorbei und bald würden die ersten wieder hungrig werden, hatte man sich überlegt, dass Grillen doch ganz hübsch wäre.

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Am Abgrund [*.txt]

Heute beschäftige ich mich mit einem abgedroschenen Spruch, der auf verschiedenen Ebenen nicht nur Witz, sondern auch Wahrheit offenbart.

Gestern standen wir noch am Abgrund.
Heute sind wir einen Schritt weiter.

»Wir« sind also mit der Problemlösung voran gekommen, aber gleichzeitig in die Tiefe gefallen – das jedenfalls vermittelt die Diskrepanz zwischen »einen Schritt weiter sein« und dem Bild des Abgrunds. Im Kopf bildet sich sofort ein Knoten: ist es jetzt gut oder schlecht? Das ist der Witz.

Die Wahrheit an dem Spruch ist, dass der Schritt nach vorne – zweifelsohne immer gut – wie auch der Sturz tatsächlich beide gleichzeitig gut sein können.

Was? Ein Sturz soll gut sein? Aber ja!

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