Im Blog Neon|Wilderness wird regelmäßig zum Schreiben über ein Wort aufgerufen. Diesmal lautet es »Gratwanderung«.
Bei dem Wort denke ich zuerst an ein Foto, mit dem ich beruflich zu tun hatte. Zu sehen ist darauf eine schneebedeckte Bergkette, der Fotograf befindet sich auf halber Höhe über den Wolken auf einer Bergkuppe. Links und rechts geht es bergab, nur geradeaus führt ein Weg nicht allzu weit – auch an seinem Ende geht es bergab. Es könnte das Tor zum Himmel sein. Oder eben eine Gratwanderung.
Das Teekesselchen beschreibt aber nicht nur der Körperertüchtigung dienende Tätigkeiten in freier Natur, sondern auch schwierige Situationen, die umschifft oder gemeistert werden wollen, in denen bereits ein einziger Fehltritt zum gegenteiligen Ergebnis führen kann. Das vielzitierte »Schatz, findest du, ich sehe in dem Kleid dick aus?« ist der Inbegriff einer solchen Situation – zumindest, wenn das Kleid der oder dem Fragenden tatsächlich nicht vorteilhaft steht. Wie soll der Gefragte reagieren? Die Wahrheit ist möglicherweise nicht gewünscht in dem Moment, eine freundliche Lüge vielleicht gewollt, aber ist das die richtige Reaktion?