Gratwanderung [*.txt]

Im Blog Neon|Wilderness wird regelmäßig zum Schreiben über ein Wort aufgerufen. Diesmal lautet es »Gratwanderung«.

Bei dem Wort denke ich zuerst an ein Foto, mit dem ich beruflich zu tun hatte. Zu sehen ist darauf eine schneebedeckte Bergkette, der Fotograf befindet sich auf halber Höhe über den Wolken auf einer Bergkuppe. Links und rechts geht es bergab, nur geradeaus führt ein Weg nicht allzu weit – auch an seinem Ende geht es bergab. Es könnte das Tor zum Himmel sein. Oder eben eine Gratwanderung.

Das Teekesselchen beschreibt aber nicht nur der Körperertüchtigung dienende Tätigkeiten in freier Natur, sondern auch schwierige Situationen, die umschifft oder gemeistert werden wollen, in denen bereits ein einziger Fehltritt zum gegenteiligen Ergebnis führen kann. Das vielzitierte »Schatz, findest du, ich sehe in dem Kleid dick aus?« ist der Inbegriff einer solchen Situation – zumindest, wenn das Kleid der oder dem Fragenden tatsächlich nicht vorteilhaft steht. Wie soll der Gefragte reagieren? Die Wahrheit ist möglicherweise nicht gewünscht in dem Moment, eine freundliche Lüge vielleicht gewollt, aber ist das die richtige Reaktion?

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Eine Weinflasche nur mit einem Schuh öffnen?

Neulich im Methodisch inkorrekt-Podcast: Batterien zum Selbstbefüllen, der Stand der aktuellen Juckreiz-Forschung und die Lektion, wie man eine Weinflasche nur mit Hilfe eines Schuhs öffnen kann.

Lernte heute, wie man einen Korken ohne Korkenzieher nur mit einem Schuh und einer Wand aus der Flasche holt. Kann es aber nicht wiederholen. 

– Thomas (@schreiblehrling), 25. November 2014

Hier nun doch ein Text dazu – das Thema hat mich irgendwie nicht losgelassen. Voraussetzungen für diesen irren Versuch sind, dass (a) die Flasche einen Korken hat, (b) man ihn nicht einfach IN die Flasche drücken möchte, (c) jemand einen Schuh zur Verfügung stellt, (d) irgendeine möglichst nicht frisch weiß gestrichene Wand benutzbar ist und (e) natürlich kein Korkenzieher zur Hand ist – denn sonst wäre das ganze Unterfangen mehr oder weniger sinnlos und zeitraubend, und wer will das schon, schließlich geht es ja hauptsächlich um den Inhalt der Flasche und nicht um den Öffnungsprozess.

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Rudern auf dem Strom des Lebens

Neulich sah ich ein paar Folgen der Serie Being Erica. Eine Frau bekommt durch die Hilfe ihres übernatürlichen Therapeuten die Möglichkeit, in der Zeit zurück zu verschiedenen Phasen ihres Lebens zu reisen. Diese Trips dauern immer ein paar Tage und drehen sich immer um eine bestimmte Situation, von der sie im Heute glaubt, sich falsch verhalten zu haben. In jeder Episode übernimmt sie eine Reise und trifft dort auch jedes Mal den Therapeuten zu einem kurzen Gespräch. In einer dieser Folgen bin ich auf ein schönes Zitat gestoßen. Der Therapeut sagt:

Lerne zu sein, wer du bist und lerne gelassen auf all das zu verzichten, was du nicht bist.

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