Schwitzen für Geld

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Schwitzen für Geld? Das kann vieles sein. Ich spreche allerdings davon, Geld dafür zu bezahlen, dass man schwitzen darf. Nein, kein bezahlter Sex, die Rede ist von der Sauna. Nicht, dass ich Ahnung davon hätte. Aber ich war in der letzten Zeit erstaunlich oft in einer und muss sagen – so schlimm ist das gar nicht.

Das Geld

In der Regel kostet Saunieren extra, ob es nun im Schwimmbad, in einem Hotel-Spa oder in einer besonderen Saunalandschaft ist, man zahlt dafür ordentlich Geld. Mit etwas Glück ist es aber entweder im Zimmer- oder im Eintrittspreis inbegriffen – neulich zum Beispiel in den Thermen war es inklusive.

Keine Badehose

Alle sind nackt! Das ist gelinde gesagt eine Umstellung. Ich habe zwar prinzipiell kein Problem damit, nackt herum zu laufen, aber das in der Öffentlichkeit zu tun, fühlt sich doch sehr anders an als zu Hause! Es ist jedes Mal wieder eine Überwindung, die Badehose aus zu ziehen und dabei möglichst nicht auf die eigenen und auf die Genitalien anderer zu schauen. Und falls das doch passiert, dann ist es eine große Anstrengung, das möglichst lässig aussehen zu lassen, so als wäre nichts dabei. Starren geht gar nicht. Mit der Zeit geht das aber vorbei, das liegt wahrscheinlich am stark inflationären Penisauftreten.

Die Hitze

Es ist verdammt heiß in so einer Sauna. Die Temperaturen starten je nach Art bei knapp 50 Grad Celsius und enden – für die ganz Harten – bei über 90 Grad. Bei 65 Grad fühle ich mich zum Beispiel noch wohl, bei 85 Grad fühle ich mich wie im Backofen – das geht nicht. Aber ich habe gehört, dass das auch eine Gewöhnungssache ist.

Trocken oder nass?

Es gibt einerseits eine trockene Sauna, das ist die ohne besondere Luftfeuchtigkeit. Heiße Steine sorgen für die Wärme, wer will, kann noch Wasser drauf schütten und durch die entstehende Luftfeuchtigkeit die Hitze noch etwas unerträglicher erscheinen lassen. Die andere Art ist eine Dampfsauna, dort hat es 100 Prozent Luftfeuchtigkeit und beim Reinkommen fällt das Atmen erst einmal schwer. Je nach Geschmack. (In der Dampfsauna kann man manchmal nicht sehen, wer sonst noch so um einen herum sitzt. Das kann Vorteile haben.)

Sauna-Gadgets

Zu den normalen Saunen existieren allerlei Gimmicks wie spezielle Musik, besonderes Licht, Düfte und so weiter. Eine vollkommen ausgestattete Saunalandschaft hat mindestens fünf Saunen und eine ganze Reihe Extras, hinzu kommen die Besonderheiten nach dem Saunieren:

Das Abkühlen

Das Abkühlen ist eine Wissenschaft für sich. Manche lieben es, sich frisches Eis ins Gesicht oder über den ganzen Körper zu werfen, andere mögen eiskaltes Wasser aus einem an der Decke angebrachten Eimer, Normalos nehmen einfach eine kalte Dusche. Die ganz hartgesottenen Saunierer schwören hingegen auf ein kurzes Vollbad in einem „Abkühlungsbecken“, tauchen dort komplett unter und ignorieren die frischen 15 Grad Wassertemperatur. Ich nehme stattdessen ein kühles Fußbad und trinke ein Glas Wasser – denn das ist wichtig nach dem ganzen Schwitzen. Und: Überall stehen Liegen herum, auf denen man sich entspannen kann.

Fazit

Lohnt sich das? Manchmal. Zum Wiederaufwärmen nach einem kalten Tag oder zur Holzhammer-Entspannung, ja. Trotzdem ist es recht seltsam, mit einigen wildfremden Menschen so nah beieinander zu sitzen, zu schweigen, zu schwitzen – bislang könnte es sich auch um eine Beschreibung vom Busfahren im Hochsommer handeln – und das auch noch nackt. Aber es ist eben ein Massengeschäft, und man geht ja eher nicht wegen den anderen Menschen in die Sauna (wie beim Bus) sondern für sich selbst.

Nach drei Saunagängen à 15 Minuten bin ich a) eine ganze Weile beschäftigt gewesen und b) ziemlich kaputt. Ich glaube, so übermäßiges Schwitzen ist ganz schön anstrengend für den Körper. Danach erst mal irgendwo entspannen, am besten in einem gemütlichen Restaurant, und dann ab ins Bett…

Ein Traum

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Irgendwann habe ich mal gehört, dass Träume, selbst wenn sie gefühlt recht lange dauern, in der Wirklichkeit gar nicht so viel Zeit in Anspruch nehmen. Mir ist das auch selbst schon mal passiert: Im öffentlichen Nahverkehr kann ich mich meist sehr gut entspannen, wenn ich nicht gerade stehen muss. So saß ich also mal in der Bahn zwischen der letzten und der Haltestelle, an der ich aussteigen musste, es waren noch knapp 300 Meter, also vielleicht eine Minute Fahrzeit. Ich schlief ein, träumte, wachte auf und stieg an meinem Stopp aus – und der Traum fühlte sich an wie vielleicht fünf Minuten. Beeindruckend!

Neulich, zwischen zwei Wachphasen beim Nachmittagsnickerchen, träumte ich dann etwas, das ich zum Glück behalten habe – normalerweise vergesse ich nämlich alles, was ich in der Nacht so „erlebe“.

Ich arbeite als Dienstleister. Meine Aufgabe ist es, den Kunden meines Arbeitgebers alles zu besorgen, was sie sich wünschen. Was das sein kann, das weiß ich nicht so genau, es ist auch nicht so wichtig. Nun spielt sich das Ganze nicht nur auf unserer Erde ab, sondern auch im Weltraum, in verschiedenen Dimensionen und Zeiten.

Für meine vielen Reisen brauche ich eine ganze Reihe Dinge, Geld zum Beispiel, aber auch Visa für die unterschiedlichen Zeitebenen und Welten, in die ich muss, um die Dinge zu besorgen. Mein direkter Arbeitgeber ist leider kürzlich verstorben, so dass ich jetzt bei einem anderen angeheuert habe.

Gerade habe ich die Auftragsliste fertig bearbeitet. Es ist eine Excel-Datei, in der die zu besorgenden Sachen aufgelistet sind. Ich habe eingetragen, wann ich für was Zeit habe, so dass mein Arbeitgeber sich um die passenden Reiseunterlagen kümmern kann. Offenbar arbeite ich in Teilzeit.

Ein Kumpel von mir ist schon länger bei diesem Arbeitgeber angestellt. Wir sitzen nach dem Ausfüllen der Tabelle noch ein bisschen zusammen in einer Bar und sprechen über meinen neuen, seinen alten Arbeitgeber und über die Kunden. Er fragt: „Du weißt aber schon, dass die meisten Sachen, die wir besorgen müssen, für Thomas Gottschalk sind, oder?“

Ich wüsste zu gerne, wie ich auf so einen Stuss komme.

I was here!

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Neulich bestieg ich eine Kirche. Oder vielleicht eher einen Dom, was auch immer – wahrscheinlich gibt es da sogar eine Definition, die ich bei Wikipedia nachschlagen könnte… wie auch immer, es ging also viele, viele, sehr viele Steintreppen hinauf. Bei solchen sich rechts herum windenden Treppenaufstiegen, die nie enden zu wollen scheinen, fallen mir immer drei Geschichten auf einmal ein.

Da ist zuerst die, die ich selbst nur erzählt bekommen habe: Bekannte stiegen eine ebensolche Wendeltreppe im Kölner Dom hinauf, als sie irgendwann von oben oder unten eine Frauenstimme hörten, die deutlich verlangte: „Schatz, wenn du mich wirklich liebst, dann trägst du mich!“ – Schatz kann hier, wenn man’s mal genau beleuchtet, nur verlieren. Denn entweder er trägt sie oder er gibt zu, sie halt einfach doch nicht ganz so stark zu lieben.

Die zweite Geschichte ist das „Basis-Burgenwissen“, bei dem ich nicht einmal sicher bin, ob es stimmt: Warum drehen sich Wendeltreppen in alten Burgen und Kirchen immer rechts herum? Weil bei Angriffen die Angreifer von unten kamen und die Verteidiger von oben. Da die meisten Ritter und andere Schwertkämpfer Rechtshänder sind, ist es leichter, sich in einer – von oben herab kommend gesehen – links herum drehenden Wendeltreppe zu verteidigen oder anders herum gesagt, es ist für den Eindrinling schwerer, sich als Rechtshänder den Weg nach oben zu erkämpfen, weil man so ungelenk herum stochern muss. (Verstanden?)

Die dritte Geschichte ist mir selbst passiert: Vor Jahren war ich mal in New York und wir wollten uns die Freiheitsstatue von innen ansehen. Der Anstieg dauerte mehrere Stunden, nicht der Höhe wegen sondern aufgrund der Menschenmassen. Im Sockel geht man im Rechteck höher, in der Statue selbst gibt es eine in sich selbst doppelt gewundene Wendeltreppe, so dass man mit der einen bergauf, mit der anderen bergab gehen kann. Tricky. Wenn man dann ganz oben in der Krone angekommen ist, kann man durch einige wenige, kleine Fensterchen hinaus schauen. Wir machten ein Foto von uns vor den Fenstern, ein paar hinaus und dann ging es schon wieder bergab, weil tausende andere Menschen nachdrängten. Wieder in Deutschland kam nach dem Entwickeln der Fotos dann das große Hallo: Durch das Gegenlicht konnte man auf dem Foto leider nur Silhouetten erkennen. Was für ein Mist.

Aber eigentlich wollte ich erzählen, was in diesem Gotteshaus passierte: In der Wendeltreppe hoch und runter gab es hunderte von „ich war hier“- oder „wir waren hier“-Kritzeleien und ab und an sogar eine politische Parole. Das ist mir ein Rätsel. Wie kann man hingehen und eine grob gesagt „jemand anderem gehörende Sache“ einfach anmalen? Ich gehe doch auch nicht zu Fremden ins Haus und schreibe denen was an die Wand! Natürlich auch nicht mit einem dünnen Bleistift, nein, es muss ja auch gleich ein dicker, schwarzer Edding sein. Die Krönung waren aber tatsächlich große, gesprayte Schriftzüge.

Ich halte nichts von „ich war hier“-Kritzeleien. An Bäumen sind sie zwar irgendwie romantisch, tun aber dem Baum nicht gut. Außerdem wage ich die Behauptung, dass diejenigen, die sich an Wänden und Kacheln verewigen, heutzutage ohnehin im Besitz eines Smartphones sind und sich auch mit Facebook auf dem Uniklo einchecken könnten. Aber DAS ist ihnen wahrscheinlich zu peinlich.

Oben, auf dem Aussichtsplateau der Kirche, fielen mir dann aber unzählige Gravuren auf, die in alle erreichbaren Steine gemeißelt waren (leider ohne Foto). Auf den zweiten Blick und mit ein wenig Entschlüsselarbeit wurde klar, dass es sich hier ebenfalls um I was here-Marken im ganz, ganz alten Stil handelte. Da standen Namen von Menschen mitsamt Geburtsdatum und etwaigem Geburtsnamen, die wahrscheinlich irgendwie am Bau dieses Kapellchens mitgeholfen haben – sei es durch handwerkliche oder finanzielle Unterstützung. Vieles natürlich auf Latein und durch Verwitterung angenagt. Trotzdem: Um die Sache komplett zu machen, fehlte eigentlich nur irgendein Sparkassenlogo.

So scheint es also, dass die Menschen seit jeher das Bedürfnis haben, anderen mitzuteilen, dass sie irgendwo waren oder an irgendetwas teilhatten. Das würde nach den Herzchengravuren in Bäume nun auch den großen Erfolg von Foursquare und Co. erklären.

Am Ausgang sah ich dann noch eine Kritzelei, die mich noch einmal lächeln ließ – das war bestimmt ein Twitterer.

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