Autofahren

In der letzten Zeit fällt mir zunehmend auf, dass sich mein Autofahrstil verändert. Vor ein paar Jahren bestand der große Spaß noch darin, schnell oder kurvig zu fahren – eben das, was man allgemein als „sportliche Fahrweise“ bezeichnet. (Natürlich immer im gesetzlich vorgeschriebenen Rahmen! Wirklich.) Natürlich musste auf der Autobahn auch immer die zulässige Höchstgeschwindigkeit ausgereizt werden: der Thrill macht’s.

Wenn ich aber heutzutage hinterm Steuer sitze, genieße ich das Fahren auf eine andere Weise. Ab und zu werde ich, gerade auf der Autobahn, von anderen Autos überholt und manchmal sitzt mir auch einer dieser Rennfahrer fast im Kofferraum. Früher bin ich dann schneller gefahren, heute werde ich stückweise immer langsamer, bis er es versteht. Dafür genieße ich das Fahren aber auch viel mehr. Laute Musik gehört nach wie vor dazu, aber ich fühle mich nicht mehr schlecht, wenn ich die erlaubten 120 km/h mal nicht einhalte.

Den Führerschein habe ich jetzt etwa zwölf Jahre – wie sieht denn wohl die nächste Phase aus? Ich stelle mir vor, wie ich mit mit gehäkelter Klorollenmütze auf der Hutablage einen dunkelgrünen, alten VW Golf fahre und die zulässige Höchstgeschwindigkeit grundsätzlich um mindestens 20 km/h unterschreite. Oder ich fahre konsequent 60 km/h, sowohl innerorts als auch auf der Autobahn. Natürlich fahre ich auf dreispurigen Straßen immer in der Mitte, um sowohl nach rechts als auch nach links ausweichen zu können, falls einer dieser Verkehrsrüpel angeflogen kommt. Die werden auch immer mehr, heutzutage lernen die Kinder ja gar nicht mehr, was richtiges Verhalten im Straßenverkehr bedeutet.

Meine Augen haben in den letzten Jahren zwar stark nachgelassen, aber da ich seit knapp dreißig Jahren – und das betone ich bei jeder Gelegenheit – unfallfrei fahre, können Neulinge mir noch lange nicht das Wasser reichen. Um besser sehen zu können, lehne ich mich beim Fahren allerdings etwas nach vorne, so dass mein Kinn fast das Lenkrad berührt. Manchmal kann ich trotzdem nicht erkennen, ob die Ampel noch rot oder schon grün zeigt, deshalb richte ich mich nach den Autos neben mir. Der Werkstattleiter hat mir gesagt, ich solle mein Auto auch mal im fünften Gang fahren, aber das vergesse ich meistens.

Doch, ich glaube, die Zukunft als Autofahrer wird schön. Hauptsache ist, dass mir der Spaß daran nicht verloren geht. Und was die anderen denken, ist ja zweitrangig.

Flughafen-Gefühl

Sicherheitshinweis: Bitte lassen Sie Ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt.

Statt „Gepäck“ verstehe ich da jedes Mal „Gebäck“. Trotzdem: Die ruhige und sonore Stimme passt zum Flughafen. Am liebsten fahre ich dort hin und bringe jemanden zum Flug oder hole wen ab. Selbst fliegen ist gar nicht mal das Schönste. Unser großer, kleiner Flughafen zwischen Köln und Bonn ist mir richtig ans Herz gewachsen.

Es herrscht immer ein geschäftiges Treiben, egal, um welche Uhrzeit man kommt. Aber nie zu viel, außer, es wird gerade mal wieder gestreikt. Gestresst sind dort allenfalls ein paar Passagiere, im Großen und Ganzen ist die Stimmung aber ziemlich entspannt.

Man kann den ganzen Flughafen in zehn Minuten durchwandern. Größer ist er nämlich nicht. Die beiden Terminals liegen direkt nebeneinander, wie in einem großen C. Man geht also immer eine Links- oder eine Rechtskurve.

Der Supermarkt hat rund um die Uhr geöffnet. Beim Warten kann ich mir also noch Wurst und Käse kaufen. (Und Kuchenglasur. Ganz wichtig für die Ankömmlinge.) Es ist der einzige REWE, den ich kenne, bei dem man seine Einkäufe in eine braune Papiertüte gepackt bekommt. Ihr könnt mich ruhig für bescheuert erklären, aber das hat so einen amerikanischen Stil, der mir gefällt.

Außerdem mag ich die großen und breiten Marmorwege. Es sieht zwar alles gleich aus, aber wenn man sich den Laden merkt, der gegenüber der Tiefgaragentür liegt, aus der man gekommen ist, findet man sein Auto später auch schnell wieder. Und wenn man mit dem Bus gekommen ist: Kein Problem, nach Bonn fährt ein Sonderbus. Auch sehr gemütlich.

Köln-Bonn ist bei Weitem nicht der größte Flughafen. Und man kann von hier auch nicht überall hin fliegen. Aber ich mag ihn so sehr, dass ich mir gut vorstellen könnte, ein paar Stunden im Starbucks oder Burger King zu sitzen und nur die Menschen zu beobachten. Und dann wieder heim zu fahren.

Die Gesichter der Menschen an Flughäfen erzählen viele Geschichten, es macht Spaß, darin zu lesen. Und ein wenig die Ferne zu schnuppern, mit der der Flughafen mich verbindet. Er ist ein bisschen wie ein Tor zu einer anderen Welt.