Plague Inc. ist ein Spiel für Smartphones, Computer und bald wohl auch Konsolen. Das Ziel des Spiels ist schnell formuliert: Sobald die gesamte Weltbevölkerung ausgerottet ist, ist es vorbei. Und der Spieler hat gewonnen.
Gewonnen bei einem Massentod? Ganz richtig. Denn man begibt sich als Spieler hier in die Rolle einer Krankheit. Das erste Mal hörte ich bei Dirty Minutes Left von dem Spiel und weil die Kritik dort recht gut war, investierte ich die paar Cent und lud es mir ebenfalls herunter.
Auch wenn der Startbildschirm ganz cool aussieht, so ist die Grafik des Spiels weniger hip. Das Besondere an dem Spiel ist aber der Inhalt, oder besser gesagt, die Message dahinter. Worum aber geht es eigentlich?
Das erklärte Ziel der Krankheit, die man spielt, ist wie erwähnt die Ausrottung der gesamten Menschheit. Man beginnt in einem frei wählbaren Land mit dem ersten Infizierten. Bei steigener Zahl der Infizierten – und später auch der Toten – erhält man Punkte, die man für eine Weiterentwicklung des Erregers nutzen kann. Dadurch wird die Krankheit infektiöser gegenüber Mensch und Tier, wird widerstandsfähiger gegen Medizin und äußere Einwirkungen wie zum Beispiel Temperaturen und erhält mehr Symptome und wird dadurch tödlicher.
Anfangs verbreitet die Krankheit sich also recht langsam, man kann den Zahlen beim Steigen zusehen. Sobald aber die ersten Punkte in die Infektiosität investiert sind, steigt die Zahl rasant, schnell sind die ersten 100.000 Menschen infiziert und die Krankheit greift auf die Nachbarländer über. Durch Schiffe und Flugzeuge wird der Erreger auch in andere Teile der Welt gebracht, in denen er sich seinen Fähigkeiten entsprechend verschieden schnell weiter verbreitet. Ein gegen kalte Regionen besser gewappneter Erreger wird es in Grönland leichter haben als einer, der sich auf heiße und feuchte Gebiete spezialisiert hat.
Zu Beginn hat die Krankheit gar keine Symptome, bleibt also unerkannt. Sobald aber zum Beispiel der erste Husten einsetzt, beginnen die Menschen je nach bislang erreichter Infektionsrate mehr oder weniger schnell nach der Suche eines Gegenmittels. Sobald die Medizin gefunden wurde, nimmt die Infektionszahl rapide ab und die Krankheit wird ausgerottet. Diesen Zeitpunkt sollten die Menschen also nach dem Spielprinzip am besten gar nicht erst erleben.
Plague Inc. verläuft bei jedem neuen Spiel komplett anders. Ärmere Regionen der Welt forschen durch Geldmangel nicht so schnell nach einem Gegenmittel, die verschiedenen Temperaturen habe ich schon angesprochen, auch gibt es einen Unterschied zwischen ländlichen und eher urbanen Gegenden. So kann also die Wahl, in welchem Land der erste Mensch infiziert werden soll, bereits über den Ausgang des Spiels entscheiden.
Die vermeintlich einfache Methode, zunächst ohne Symptome einfach die gesamte Menschheit zu infizieren und danach so schnell wie möglich tödlich zu werden, funktioniert dabei aber leider nicht. Denn wenn jeder infiziert ist, forscht die gesamte Weltbevölkerung im wahrsten Sinne des Wortes fieberhaft nach einem Gegenmittel, das dann sehr schnell gefunden wird und der Spieler hat verloren.
So viel zum Ablauf. Das Besondere an diesem Spiel ist für mich die Nähe zur Wirklichkeit. Ob die Simulation sich so auch ins echte Leben übertragen ließe, ist sicherlich fraglich, denn ganz bestimmt werden nicht alle Faktoren mit einbezogen, die eine professionelle Simulation für die Errechnung benötigen würde. Dennoch hat mir das Spiel zum Beispiel einen ganz großen Kritikpunkt an der Globalisierung vor Augen geführt.
Auch politische Dinge wie die Schnelligkeit der Gegenmittelforschung hinterlassen einen schlechten Nachgeschmack: Ungeachtet der Frage, wie viele Menschen infiziert sind, wird die Forschung erst dann stark angekurbelt, wenn wohlhabende Länder betroffen sind. Ärmere Gegenden sind bis dahin selbst bei starken, vielleicht sogar tödlichen Symptomen, nicht im Fokus. Gerade dieses Detail liegt natürlich am Algorithmus der Programmierer, trotzdem scheint mir das nicht allzu weit hergeholt.
Plague Inc. ist trotz der wenig interessanten Grafik irgendwie fesselnd und entlässt mich nach jedem Ende mit einem wirren Gefühl im Magen. Interessanterweise fühle ich mich jedes Mal sowohl gut als auch schlecht, egal ob ich als Krankheit gewonnen oder verloren habe.
Und in jedem neuen Level bin ich gedanklich bei der Ebola-Krise und frage mich, ob dieses Spiel nicht sogar ein wenig die Zukunft voraussagt. Gruselig.