Zugegeben: Stau ist selten witzig. Nur, wenn man selbst nicht drin steht. Lediglich davon hört. Während man auf dem Sofa liegt. Oder im Auto in der Sonne sitzt und in die entgegengesetzte Richtung fährt.
So ist mir das neulich passiert. Wir fuhren Richtung Niederlande auf der A4 entlang der aus verschiedenen Gründen fragwürdigen Allee der Bäume des Jahres. Na, zumindest bietet sie einen gewissen Wiedererkennungswert.
Das Radio dudelte so vor sich hin, wir ließen die Nachrichten über uns ergehen. Irgendein orangener Depp hatte sich wieder einmal in der Welt daneben benommen. Nichts Neues. Dann kam die Stauschau. Zahlreiche Sperrungen auf der A3, nicht unsere Route. Dann: „Die A3 ist in Höhe XY zusätzlich blockiert – dort ist ein Putenlaster umgekippt.“
Ein was?
„Der Laster versperrt die ganze Fahrbahn. Die meisten Puten haben den Unfall nicht überlebt. Die verbleibenden Tiere sind größtenteils verletzt, so dass sie noch vor Ort vom Veterinär getötet werden müssen.“
Ein Putenlaster?
„Bitte stellen Sie sich auf lange Wartezeiten ein, die Vollsperrung wird mindestens noch zwei Stunden dauern.“
Mein erstes Gefühl war Betroffenheit für all die armen Tiere. Auf der anderen Seite waren sie wahrscheinlich ohnehin auf dem Weg zur Schlachtung. Blieb die Frage, wie sie denn aussehen würde, so eine Massenschlachtung bei sommerlichen 30 Grad mitten auf der Autobahn.
Ein groteskes Bild von wild herum flatternden Flügeltieren auf einer Teerbühne vor Zuschauern in Autos formte sich vor meinem inneren Auge und ich musste grinsen. Wie im Autokino. So tragisch der Unfall war, so skurril war der Gedanke auch.
Es ist im Übrigen nicht übermittelt, ob denn Menschen zu Schaden gekommen sind – was ebenfalls nicht einer gewissen Komik entbehrt, da es offenbar nicht so wichtig schien.