Neulich war ich im Urlaub, weit, weiiit weg: in China. Ein Land, von dem ich dachte, viel über es gehört zu haben und es gut zu kennen. Naja, manches stimmte, manches nicht, anderes hatte ich vorher überhaupt nicht bedacht.
Beim Aussteigen aus dem Zug, Flugzeug oder Auto ist das erste, was ich in anderen Ländern immer bewusst wahrnehme, wie die Luft riecht. (Klar, bei Flugzeugen zählt der erste Atemzug immer erst außerhalb des Flughafens.) Auch wenn sie nah liegen, riechen sogar Österreich und die Niederlande schon anders. Spanien macht schon einen etwas größeren Unterschied, den größten hatte ich bisher bei den USA.
Shanghai machte allerdings eine völlig neue Kategorie auf. Da ging es nicht nur um den Geruch, sondern auch um die Frage, wie lange ich das wohl aushalten würde. Denn an unserem Ankunftstag war der Smog gerade stark, die Luft war außerdem ziemlich feucht und bei jedem Atmen hatte ich das Gefühl… ja, was war das eigentlich? Entweder blühte am Flughafen eine mir unbekannte Pflanze gerade heftig oder man kann Smog tatsächlich schmecken.
Meine ersten paar Stunden in China können natürlich auch durch den wirklich verrückten Jetlag verzerrt sein. Während mein vom Alter gezeichneter Körper sich verwirrt fragte, wann wir denn endlich schlafen gehen würden, es sei schließlich schon spät abends, war im Fernen Osten gerade die Sonne aufgegangen. Ich war müde und gleichzeitig wach. So eine Zeitverschiebung muss man meines Erachtens nicht unbedingt mitmachen, aber ohne geht es ja nicht.
Man kann in China natürlich Taxi fahren. Wer eine entspanntere Reise bevorzugt, nimmt aber das, was in anderen Ländern Uber heißt: ein Didi. Der Name kommt vom Geräusch, das es macht, wenn man auf die Hupe drückt: Diiii-diiii! Finde ich süß, irgendwie. Weniger süß ist es dann im wirklichen Straßenverkehr. Die Autos fahren zu großen Teilen mit leisem Elektroantrieb, was die Fahrer offenbar dazu verleitet, die wegfallenden Geräusche mit lautem Hupen zu kompensieren. Mit anderern Worten: Vorfahrt hat, wer am lautesten ist. Mein Führerschein ist dort nicht gültig, ich hätte aber sowieso kein Auto leihen wollen.
Und dann fuhren wir mit dem Didi einmal vom östlichen Rand Shanghais nördlich an der Stadt vorbei bis in den Westen und etwas darüber hinaus. In Bonn dauert so etwas ja 20 Minuten. Wir brauchten 90. Der Vergleich ist natürlich sinnlos. Trotzdem habe ich nie so viele Hochhäusergebiete am Stück gesehen. Eines, ja. Oder zwei. Aber für eine Stunde fuhren wir einfach nur zwischen Hochhäusern hindurch. Auf der Autobahn, wohlgemerkt. Und das sind nur Randgebiete. Ohje… Keine zwei Stunden war ich in dem Land und schon kam ich mir vor wie ein Landei. Natürlich nicht zum letzten Mal.
Völlig übernächtigt und klebrig von einer 20-Stunden-Reise fühlt sich übrigens jede Dusche wie ein Jungbrunnen an. Zumindest für wenige Minuten. Denn danach fühlt sich das Bett wie himmlische Wolken an, aus denen man nie wieder… Moment, alles dreht sich. Obwohl ich keinen Tropfen Alkohol getrunken hatte, drehte sich das Zimmer fleißig um sich selbst. Wenn ich das im Flugzeug gewusst hätte, als sie mir einen Verdauungsschnaps andrehen wollten!