Wie die Jugend so spricht

Dieser Tage hatte ich ein interessantes Gespräch mit einer studentischen Hilfskraft. Sie ist 1999 geboren und heute also etwa 24. Ich bin fast doppelt so alt wie sie. Wir redeten über Wörter, die in unserer Jugend „en vogue“ sind bzw. waren.

Sie nutzt zum Beispiel manchmal den Begriff „wild“, um auszudrücken, dass etwas „krass“ ist oder „verrückt“. Ich fragte, ob man denn heutzutage noch „geil“ sagen würde, und sie meinte: „Ja, schon, allerdings nur… wie soll ich sagen… halt wenn der Vibe stimmt.“ – Wieder so ein Begriff. Ich erzählte, wie wir früher in einer Phase gerne „du fudelst“ riefen, wenn beim Brettspiel jemand schummelte. Das kannte sie nicht. Auch der „Milch-Jieper“ war ihr unbekannt. Dass etwas „in“ ist, sagt man wohl auch nicht mehr. Und „stylo“ schon gar nicht, wobei das schon damals seltsam war. „Cool“ hingegen ist offenbar zeitlos, das sagt auch die Jugend von heute noch. 

Es sei ziemlich cringy, meinte sie, wenn jemand einen Begriff wie „wild“ in einer Situation nutzen würde, die nur annähernd und nicht vollständig passend ist. Dann merke sie, wie die Person versuchen würde, modern zu wirken, aber dass es halt schief ginge und das sei eigentlich noch schlimmer als einen alten Begriff zu nutzen. 

Das erinnerte mich an einen früheren Vorgesetzten von mir, der während meiner Ausbildung manchmal in internen Runden Dinge als ganz besonders toll beschreiben wollte und sie nachdrücklich „geil“ nannte. Er schaute dann auch gerne Zustimmung heischend in die Runde, gerade uns Jüngere an. Ich fand das damals etwas fehl am Platz, weil er einfach niemand war, der derlei Worte nutzte – vor allem in solchen Besprechungen wirkte es deplatziert. 

Herrje. Hoffentlich werde ich nicht auch mal zu so einem Menschen oder bin es sogar schon. Ich mag solch neue Wörter und finde die spannend, aber wenn ich sie nutze, sollen sie bitte passen und nicht peinlich rüber kommen. In dem Zusammenhang fiel mir eine Buchrezension ein, die ich neulich las. Der Text schreit förmlich „ich bin Gen Z!“.

In der Rezension wird gegendert. Da kommen Dinge vor wie „cottagecore galore“, was gleich zwei modernere Begriffe in einem sind, dann lese ich ein ironisches „ciao Kakao!“ und „es ist so aufgesetzt und lächerlich einfach“ – zu meiner Zeit hätte das „einfach“ noch woanders im Satz gestanden. Heute spricht die Jugend so. Außerdem kommen vereinzelt englische Begriffe vor, wie „give me an effing break“, „weil da nichts passiert ist I guess“ oder das Wort „strugglen“.

Die Rezension mochte ich deswegen total gerne, weil ich da eine neue Generation Leserschaft rauslese. Ich bin aber auch ein Stück unsicher: Hoffentlich stimmt meine Einschätzung und da schreibt nicht irgendeine uralte Person, die jung wirken will und ich bin drauf reingefallen.

Wie cringy wäre das bitte. 


Bild von Birgit auf Pixabay

4 Kommentare

    1. Neulich hörte ich irgendwo nochmal einen „Jieper“ und fand das gar nicht so klug, weil nur ein kleiner Teil der Gesellschaft überhaupt mal damit in Berührung kam und die meisten Leute vermutlich einfach nur „Hä?“ denken.

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