Aktuell habe ich 282 Apps auf dem iPhone. Ab und zu gehe ich die Liste durch und lösche ein paar, darunter übrigens auch immer welche, an die ich mich nicht einmal mehr erinnern kann. Müsste ich die Apps aus dem Kopf aufzählen, würden mir keinesfalls alle einfallen. Erinnern könnte ich mich aber auf jeden Fall an einige Spiele, zwei-drei soziale Medien und diverse Lese-Apps.
Was ich bei Büchern ganz wunderbar finde und mir sogar wünsche, ist bei den sozialen Medien und Spielen oft absichtlich eingebaut: Zeitdiebstahl. Ich finde das in Ordnung, damit geht im besten Fall ja auch ein gewisses Entertainment einher und ich öffne die App schließlich, um mich unterhalten zu lassen. Allerdings sollte das auch ein Ende haben können.
Manche Apps, allen voran TikTok, haben das „nur noch dieses eine, dann mach ich Schluss“ perfektioniert. Aber auch vergleichsweise harmlose Spiele wie Stardew Valley & Co. können das ganz großartig: Da spielt man bis zum Ende des in-game-Tages, aber am nächsten Morgen regnet es und darauf habe ich schließlich gewartet, weil ein Besuch in der Mine überfällig ist, also spiele ich weiter. Am Morgen darauf ist das Gemüse erntereif, am nächsten will ich die Einkünfte sehen… you get the point.
Dieser nie versiegende Flow ist ein guter Grund, solche Apps zu löschen. Das Problem ist: Ich mag sie und fände es schade, mich so zu begrenzen.
Seit einer Weile nutze ich deshalb eine ins iPhone eingebaute Funktion: die Bildschirmzeit. Eigentlich ist sie dafür gemacht, dass Eltern die Bildschirmzeit ihrer Kinder begrenzen und/oder überwachen können, aber man kann sie auch wunderbar in solchen Fällen einsetzen. Es ist nämlich möglich, für einzelne Apps (oder auch für ganze App-Kategorien) tägliche Nutzungslimits festzulegen. Für Spiele und Apps, an denen ich, wenn ich sie einmal öffne, stundenlang hänge, trage ich da ein Limit ein.
Und so passiert es, dass ich nach 25 Minuten TikTok-Scrollerei einen Hinweis bekomme, dass in 5 Minuten Schluss sein wird. Läuft die Zeit ab, wird die App mit einem entsprechenden Hinweis geschlossen und kann den Rest des Tages nicht mehr geöffnet werden.
Natürlich kann ich „bei den Eltern“, also bei mir selbst, um mehr Zeit bitten. Dafür muss ich den Bildschirmzeit-Code eingeben, der nicht der iPhone-Entsperrcode ist. Das alles ist eine Hürde, die genügt, mich aus dem Nirwana zu holen und nachdenken zu lassen: ist es okay, wenn ich weiter mache? An manchen Tagen gönne ich mir das (und schalte die App vielleicht sogar für den Rest des Tages komplett frei, yeah, herrliches Nichtstun), in den meisten Fällen reicht’s mir aber und ich vertraue darauf, dass mein früheres Ich es gut mit mir meint.
Und das tut es auch. Danach fühle ich mich nämlich, wie wenn ich bei McDonalds nach einem Burger aufgehört habe zu essen. Da stelle ich auch fest: Ach schau, ich bin ja schon satt.
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