„Was machst du eigentlich den ganzen Tag“, kurz #wmdedgt, ist eine Idee von Frau Brüllen zur Förderung der Kultur des Tagebuchbloggens und findet an jedem 5. eines Monats statt.
Ausgeschlafen. Samstags, körperlich noch auf die wochentägliche Weckzeit eingestellt, bedeutet das ein Aufwachen irgendwann gegen 7 Uhr. Im Bett ist es gemütlich, im Handy gibt es viel zu lesen und plötzlich ist 9 Uhr. Der Tag verspricht warm zu werden und außerdem sehr gemütlich und völlig ohne Höhepunkte zu verlaufen. Darauf freue ich mich sehr.
Nach dem Frühstück schaue ich in die Erledigungsliste. Die Woche über wurde sie immer länger, weil… ja so genau weiß ich das eigentlich auch nicht. Gestern habe ich die Sofakissen gewaschen, die Innen- und Außenteile sind unterm Dach in Rekordzeit getrocknet. Während die Spül- und die Waschmaschine laufen, füge ich die Teile wieder zusammen und widerstehe dem Wunsch, aufs wieder ausgestattete Sofa zu sinken. Stattdessen verräume ich drei Körbe Wäsche, die durch eine unerklärliche Verkettung von Raum-Zeit-Tunneln gleichzeitig gespawnt sein müssen.
Am späten Vormittag mache ich einen Spaziergang mit Zielen. Bei der Änderungsschneiderei wartet eine Anzugshose auf Abholung. Die Schneiderin sieht mich an und sagt: „Ach ja, ich weiß schon.“ Da habe ich also einen erinnernswerten Eindruck hinterlassen und meine in den Raum geworfene Frage, ob dieser Eindruck gut oder schlecht war, beantwortet sie nicht. Das nächste Ziel ist die Postfiliale, wo zehn Paar Socken auf Abholung warten, es ist offenbar Tag der auf mich wartenden Klamotten. Die Postangestellte klingt verschnupft, trägt Maske und das finde ich vorbildlich.
Beim Gehen drückt buchstäblich der Schuh: Ich laufe gerade neue Schuhe ein und die sind außergewöhnlich störrisch. Von dem ungewohnten Gehgefühl lenkt immerhin die herrliche Sonne etwas ab. Während im Schatten nur 14 Grad herrschen und ich mich anfangs noch gefragt hatte, ob ich wohl eine Jacke bräuchte, fühlen sonnige Momente sich eher nach 25 Grad an.
Mit Hose und Socken in der Tasche betrete ich zu einer mir unüblichen Zeit den kleinen Supermarkt im Dörfchen. Es ist einiges los und mir fällt auf, dass gerade Samstagmittag ist und die Leute da einkaufen (wer sind eigentlich die Leute?). Am Joghurtregal mache ich ein Beweisfoto des unnormal proteinreichen Quarks und schicke es an meinen Sporttrainer, der daraufhin plant, das Zeug dort im großen Stil zu kaufen. An der Kasse wundere ich mich wie so häufig darüber, dass viele Menschen lieber in einer langen Kassenschlange warten, statt die Selbstbedienungskassen zu verwenden. Dort geht’s mal schneller und mal langsamer als an der klassischen Kasse, dafür aber immer in der selbst gewählten Geschwindigkeit.
Auf dem Heimweg sehe ich, wie eine Frau samt Kind und riesigem, neugierig schauenden Hund vor dem Zäunchen eines Wohnhauses für ältere Menschen stehen. Sie unterhalten sich mit einer Bewohnerin, man kennt sich augenscheinlich vom Sehen. Genau das mag ich am Dorfleben: dass man sich vom Sehen kennt und ab und zu ein bisschen quatscht. Kurz danach passiert mir das gleiche und ich unterhalte mich mit einer Nachbarin, die mit ihrer Tochter unterwegs ist. Zu Hause ein kleines Wunder: der beste Parkplatz der Straße ist gerade frei. Also fahre ich mein Auto aus der Tiefgarage, stelle es dort ab und fahre dafür ein anderes Auto auf den Tiefgaragenplatz. Dieser Wagen ist noch nicht fertig zugelassen und das Kurzzeitkennzeichen läuft demnächst ab, also sollte ich es von der Straße entfernen.
Zurück in der Wohnung erstmal die Schuhe – endlich! – und den Pulli ausziehen, ich bin aufgeheizt. Bevor ich die kurzen Hosen aus ihrem Winterquartier hervor krame, denn in der Wohnung sind tatsächlich schon 25 Grad, hake ich allerlei Dinge der Erledigungsliste ab, jetzt ist sie nur noch halb so lang. Die neuen Socken und der Pulli kommen in die Waschmaschine, derweil ist die Spülmaschine fertig. Das läuft alles wie am Schnürchen hier. Ich lege mich auf die Couch zum Auskühlen. Die letzten Tage waren körperlich anstrengend, die Allergie tut das ihrige dazu. Durchs geöffnete Fenster wehen Sommergeräusche und begleiten mich in einen sehr tiefen Mittagsschlaf.
Um danach wieder zurück in diese Welt zu finden, gibt’s Kekse und zwei Becher Kaffee vom Morgen. Dann weiter werkeln: Die Tischdecke muss gewechselt werden, außerdem trete ich ständig auf kleine Krümel, was unglaublich nervig ist, also sauge ich die Wohnung. Zwischendurch bekommen zwei Pflanzen eine Dusche in der Badewanne, weil ihre Blätter staubig waren. Danach riechen sie immer frisch und leuchten fröhlich grün. Das wichtigste To Do: packen. Morgen verreise ich für drei Tage und da ich offenbar in einem Alter bin, in dem das eigene Kissen durchaus zum Reisegepäck gehören kann, muss das also gut geplant werden (meine Standardpackliste hat über 70 Punkte und dafür werde ich regelmäßig ausgelacht (zuerst für die Liste, danach für die Zahl)).
Während die dritte Maschine Wäsche läuft, schaue ich, welche Reste aufgegessen werden wollen, also gibt es Brötchen und Mozzarella. Gegen 19 Uhr beschließe ich, dass ich fleißig genug war und jetzt das Abendprogramm starte – muss nur noch festlegen, was genau das sein wird.
Die Sonne taucht die Welt und auch diese Wohnung in ein rötliches Abendlicht und ich freue mich über den gemütlichen aber gleichsam arbeitsreichen Tag.
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