Unter „Was machst du eigentlich den ganzen Tag“, kurz #wmdedgt, versammeln sich die Tagebuchbloggenden an jedem 5. eines Monats und berichten vom Tag. Initiiert wurde das von Frau Brüllen.
Ha! Schon gestern Abend dachte ich, wie gut, dass morgen WMDEDGT ist, dann kann ich berichten: Mein Fünfter dieses Monats begann damit, dass Punkt Mitternacht die Lichter im Wohnzimmer angingen.
Darum hatte ich sie gebeten, als freundliche Vorwarnung an mich selbst, der ich auf dem Sofa schlief, denn um 0:10 Uhr würde der Wecker klingeln. Ich musste Bahnhofstaxi spielen, war pünktlich wach und angezogen, wer selbstverständlich nicht kam, war der Zug, was hatte ich auch erwartet. Der Verspätungsgrund: „Behördliche Maßnahme“. Ich bin inzwischen an einem Punkt angelangt, an dem ich keinen der Gründe mehr ernst nehmen kann, nein, ich bin mir sicher, es gibt bahnintern Wettstreits, wer den absurdesten Grund für eine Verspätung oder einen Ausfall erdenken kann. Der hier ist allenfalls Mittelmaß, weil er wahr sein könnte.
Aufregen lohnte sich nicht, dafür war ich auch viel zu müde, also scrollte ich am Smartphone gegen das Einschlafen an und durfte nach dem Taxijob mit knapp einer Stunde Verspätung gegen 1:30 Uhr ins Bett. So kurz wie die Nacht war, so zerknittert sah ich heute früh im Spiegel aus, der Kaffee glättete, was glättbar war.
Bei der Arbeit viel Telefoniererei. Es gibt Menschen, die schreiben freundlich klingende und sehr lange E-Mails, und sie schreiben gern nahezu täglich neue mit immer drängelnderem Unterton. So ein Verhalten macht mich aggressiv. Mit solch einem Menschen habe ich gerade zu tun, ausgerechnet zu einer Datenschutzfrage, das Thema erhitzt die Gemüter ähnlich schlimm wie Gendersternchen. Meine Güte. Es hilft dann auch nicht, dass ich weiß, dass wir alles richtig machen wollen und unsere Vorgänge wirklich kritisch hinterfragen. Aber Anfragen bei externen Datenschutzbeauftragten benötigen nun mal eine klitzekleine Bearbeitungszeit, und das bietet genug Raum für eine weitere E-Mail mit offen versteckten und sinnlosen DSGVO-Drohungen. Bei allem Verständnis für das Infrage stellen (gerade) von „das haben wir immer so gemacht“-Prozessen: bleib doch mal entspannt.
Noch ein Kaffee.
Meine Corona-Erkrankung neigt sich dem Ende entgegen, der Test ist inzwischen negativ. Der Husten bleibt und nervt fürchterlich, immerhin bin ich damit nicht alleine. Mittags gab’s irgendein Zeug aus dem Kühlschrank, was da halt weg musste. Danach zwar endlich produktives Arbeiten, aber die kurze Nacht machte sind bemerkbar. So blöd, die wenige Energie heute ging für doofen Kram drauf.
Ich schlitterte „och, bin überraschend wach“ in einen frühen Feierabend, der bald von „so müde war ich noch nie“ überlagert wurde. Also Mittagsschlaf, ein bisschen was nachholen. Danach Haushalt, dringend notwendiges Verpacken von Geschenken und ein bisschen lesen.
Wir beschlossen spontan: heute bleibt die Küche kalt, wir gehen aus. Da um 18 Uhr ein wichtiges Spiel in der Fußball-Europameisterschaft der Herren anstand, wollte das Etablissement sorgfältig gewählt sein. Es spielte Deutschland gegen Spanien, wir tippten deswegen darauf, in einem böhmischen Restaurant unbehelligt essen zu können.
Stellte sich raus: die hatten zu. Warum schreibt man das nicht auf die Website? Saßen vielleicht gegenüber in der Kneipe, da liefen die ersten Minuten Fußball. Ein paar Meter weiter ist ein „Balkan Restaurant“. Sollte man das nicht mit Bindestrich schreiben? Ich aß ein balkan-traditionelles Champignonrahmschnitzel.
Plötzlich Gejubel, Deutschland hatte ausgeglichen, irgendwer checkte heimlich Ergebnisse. Man nickte sich zu. Zurück zu Hause schaute ich das Spiel zu Ende und veröffentlichte derweil den Beitrag. Meine Voraussage: ein Team gewinnt (ich behielt recht).