Unter „Was machst du eigentlich den ganzen Tag“, kurz #wmdedgt, versammeln sich die Tagebuchbloggenden an jedem 5. eines Monats und berichten vom Tag. Initiiert wurde das von Frau Brüllen.
Der Wecker wird um 6:20 Uhr klingeln und als ich gegen 5:30 Uhr auf die Uhr schaue, überlege ich ganz kurz, schon aufzustehen. Denn heute wird kein Alltagstag: Wegen Streik im ÖPNV werden die Straßen voller sein, und im Büro warten ebenfalls untypische Aufgaben. Während ich noch über das Aufstehen nachdenke, schlafe ich wieder ein und die Frage erledigt sich.
Heute gibt’s morgens Aufbackbrötchen, die ich mit leisen „fffff“-Lauten und spitzen Fingern aus dem Ofen hole. Ich mache mir ein paar mehr, weil die Pause heute kurz werden wird. Brötchen sind in diesen Jahren vergleichsweise häufig auf dem Speiseplan, und immer noch freue ich mich jedes Mal darüber. Genau so beim Anstellen der Wasch- und der Spülmaschine: da bin ich jedes Mal dankbar, dass es sie gibt.
Ich hetze durch den frühen Morgen in der Hoffnung, zeitig im Büro zu sein. Das klappt halb gut, ausnahmsweise fahre ich mit Navi und so um den größten Stau herum. Im Büro dann erfreulich wenig E-Mails, dafür viel Gelaufe und Geschleppe, denn ich ziehe im Haus an einen anderen Ort und kann nur minimale Mengen mitnehmen. Was okay ist, denn ich nutze nur wenig Papier, aber es gab viele Altlasten. Es gilt, wichtige Dinge zu beschriften und vor allem die unwichtigen loszuwerden. Viele Papiere wurden bereits digitalisiert, manches war doppelt, einiges nehmen wir mit ins neue Büro, vieles kommt weg. Zwischendurch drehe ich Leuten auf dem Flur erfolgreich Blumentöpfe an und denke, wir hätten wohl auch einfach eine Kiste mit Kram auf den Büroflur stellen können.
Neben dem Gerenne ist auch Zuhören und Beruhigen erforderlich, nicht alle Menschen freuen sich über Umstrukturierungen oder Veränderungen allgemein. Ich gehöre auch oft dazu, aber der aktuellen stehe ich erstmal entspannt gegenüber. Zwischendurch hole ich Kaffee bei den früheren Kolleginnen, die mir außerdem Schokolade geben <3 Am Ende des Tages waren nur eine Kürzestpause drin (danke an mein früheres Ich, das die Brötchen vorbereitete) und dafür viel zu viele Überstunden für, ja, fast keine tatsächliche Arbeit. Dafür ist der Schrittzähler zufrieden.
Zuhause wartet ein riiiiiesengroßes Paket im Hausflur, das so aussieht, als böte es Platz für drei Fahrräder und ein Flachbildfernseher. Stattdessen befindet sich darin nur ein einziges Fahrrad. Das Auspacken geht überraschend schnell, es ist klug verpackt, aber wie ich den unsagbar unhandlichen Klotz von sperrigem Papiermüll entsorge, muss ich noch überlegen. Erst einmal steht er sicher im Kellerverschlag neben ähnlich großen Kisten, die auf solch eine Entscheidung warten.
Abends bin ich völlig erschlagen, der Tag war auf jeder Ebene anstrengend. Für Mittagsschlaf ist es zu spät, ich bin gereizt. Nach dem Abendessen treten Frieden und Kopfschmerzen ein.
Die restlichen Zeilen tippe ich nun aus der Badewanne, während ich drohe, für immer in Schaum zu versinken – beim Badezusatz war ich wohl etwas großzügig. Also: Lustig knisternde Hüte und weiße Schaumbärte für alle!